Der Treuhänder

Der Prozess des Investieren

Oft ist es so das Menschen mit utopischen Erwartungen investieren. Sie sind sich ihrer Ziele oft nicht bewusst. Allzu oft geht die Erwartung sogar dahin, dass an der Börse das schnelle Geld lockt. Ein Umstand der sogar durch selektive Berichterstattung in den Medien gefördert wird. Ja es ist möglich, dass man durch Zufall in diese Situation kommt, sie ist jedoch nicht die Normalität. Es gibt viele dieser Gedankenspiele, was wäre wenn man beim IPO von Amazon oder Google für Betrag X Anteile gekauft hätte. Das sind jedoch sinnlose Gedankenspiele, denn sie stellen nicht die Realität dar.

  1. Es ist unwahrscheinlich, dass man überhaupt frühzeitig einen solchen Gewinner identifiziert.
  2. Kaum ein Anleger hat die Geduld und die Nerven, einen solchen „Ritt“ mit machen zu können. Viel wahrscheinlicher ist es, dass man weit vor den möglichen Höchstständen die Nerven verliert oder aber in einer harschen Korrektur die Reißleine zieht.

Die Realität ist unwahrscheinlich und genau das ist das Problem, welches uns beim Prozess des Investierens begleitet. Der Investor hat nicht die perfekte Information, er kann nicht in die Zukunft blicken. Er muss sich mit anderen Möglichkeiten helfen, wie mit einer ordentlichen Vorbereitung und der Verhinderung eines Totalverlusts.

Ziele

Bevor überhaupt das Wie einer Strategie definiert werden kann, muss zuerst das Was definiert werden. Was soll erreicht werden? Es ist eine Frage, die von den Privaten Lebensumständen beeinflusst wird und so nicht pauschal beantwortet werden kann. Was jedoch gesagt werden kann ist, dass man Vermögen eher durch Arbeit anhäuft und nicht durch das Investieren. Die Investition der knappen Ressourcen, welche oft Ausdruck eines ganzen Arbeitslebens sind, ist erst der zweite Schritt. Das Investieren erfolgt zwar oft parallel, doch gilt meist erst die Arbeit, dann die Investition.

Das ist einer Gründe, warum es sich oft um den Kapitalerhalt nach Steuern und Inflation dreht und nicht um den sogenannten Vermögensaufbau.

Der Generationen übergreifende Vermögenserhalt als Ziel – das was erreicht werden soll – bestimmt die Strategie.

Strategie zum Vermögenserhalt

An dieser Stelle helfen einem nicht solche Fancy Modelle wie CAPM und Co.. Sie sind der Ausdruck einer Kurzfristigkeit, die nicht im Sinne eines Investors ist. Modelle im Allgemeinen verführen einen Investor nur allzu oft dazu, dass er sich einer Kontrollillusion hingibt, die seinem Ziel entgegen steht. Die Zukunft menschlichen Verhaltens ist viel zu Komplex, als dass es auch nur ein Modell schaffen könnte dauerhaft das Kapital zu erhalten. Hier muss was anderes herangezogen werden, um das Ziel erreichen zu können.

Halten wir zuerst noch einmal zwei Dinge fest:

  1. der Prozess des Kapitalerhalts hat kein definiertes zeitliches Ende
  2. das Kapital darf niemals als ganzes riskiert werden

Aus Punkt eins lässt sich zum Beispiel ableiten, dass es nicht auf die Performance von einem Jahr ankommt, sondern die Summe des Prozesses entscheidend ist. Der Faktor Zeit, der einem Investor zur Verfügung steht, ist es, was Ihn von den anderen Akteuren an den Finanzmärkten unterscheidet. Er hat die Zeit, sein „Feld“ zu bestellen und seinen „Wald“ durch eine langfristige Planung zu gestalten. Dabei spielt die Widerstandsfähigkeit gegenüber äußeren Einflüssen eine große Rolle und nicht der kurzfristige Gewinn.

Auch der aktuelle Preis des Produktivkapitals ist relativ unbedeutend. Es sind andere Dinge, die wesentlich entscheidender sind, ob eine Beteiligung stattfindet oder nicht. Ob der heute gezahlte Preis zu Hoch ist, ist auf die Sicht von 100 Jahren recht unbedeutend. Viel entscheidender ist die Natur der Investition.

Punkt 1: Die Qualitativen & Quantitativen Merkmale einer möglichen Beteiligung

Hier kommen Fragen auf, die sich dann eher darum drehen, wer denn der Haupteigentümer der betreffenden Unternehmung ist. Eine von der Gründerfamilie dominierte Unternehmung hat oft eine langfristigere Ausrichtung, als eine, die von Institutionellen Investoren dominiert wird. Der Institutionelle Investor bzw. dessen Management ist auf den kurzfristigen Erfolg angewiesen, schon allein aus der Perspektive der eigenen Vergütung heraus. Der langfristige Erfolg spielt hier eine eher untergeordnete Rolle. Es kommt auf die Qualität des Managements an, die selbst von den Zielen der Mehrheitseigentümer abhängig ist.

Hört man von dem Management der betreffenden Unternehmung typische Berater Floskeln, die mit reichlich Buzz-Wörtern gespickt sind, sollte man Abstand nehmen. Es ist ein Hinweis darauf, dass das Management nicht unbedingt was von dem Geschäftsfeld und damit der Unternehmung versteht. Auch das herumreiten auf Kennzahlen wie zum Beispiel dem EBITDA ist so ein Punkt, der darauf hinweist, dass der Fokus wohl eher auf der Optimierung der Managergehälter liegt, als bei dem langfristigen Erfolg einer Unternehmung.

Zusätzlich ist das Geschäftsfeld einer Unternehmung entscheidend und dessen Erfahrung darin. Weltweit gibt es viele Unternehmungen die schon seit dem 19. Jahrhundert und darüber hinaus am Markt tätig sind. Es ist ein Hinweis, dass sich die Unternehmung den Zeiten und den damit sich wandelnden Anforderungen anpassen können. Das ist zwar keinerlei Garantie aber ein Hinweis. Darüber hinaus gibt es Geschäftsfelder, die über recht hohe Einstiegshürden verfügen. Damit ist eine aufkommende Konkurrenz eher unwahrscheinlich. Hier spielt besonders die Einzigartigkeit / das Alleinstellungsmerkmal hinein. Eine Unternehmung wie z.B. die Jungfraubahn kann nicht kopiert werden, sie ist Einzigartig auf der Welt, denn es gibt nur ein Jungfraujoch.

Fassen wir die Qualitativen Merkmale einmal kurz zusammen:

  1. Wer ist der Mehrheitseigentümer?
  2. Qualität des Managements & dessen Macht-Netzwerk.
  3. Seit wann existiert die Unternehmung am Markt?
  4. Ist die Unternehmung einzigartig.

Insgesamt sind langfristig planende, einzigartige Unternehmungen ein relativ knappes Gut. Der Investor sucht nicht das reichlich Vorhandene, sondern das Knappe.

Ein weiterer Punkt der mehr und mehr an Bedeutung gewinnt, ist der von möglichen Rechtsrisiken durch unethisches und oder kriminellen Verhaltens von Seiten der Unternehmungen. Das ist definitiv ein Ausschlusskriterium, welches ich im Teil 3 der Reihe „Was ich als Aktionär nicht sehen will“ formuliert habe.

Soweit zu den Qualitativen Kriterien, die von einer Unternehmung erfüllt werden sollten. Die Quantitativen Dinge hatte ich schon einmal in den folgenden zwei Artikeln beschrieben und möchte sie an dieser Stelle nicht noch einmal wiederholen.

Was ich als Aktionär nicht sehen will

Was ich als Aktionär nicht sehen will – Teil 2

Sollten die Qualitativen und oder Quantitativen Bedingungen nicht mehr gegeben sein, so besteht auch kein Grund mehr an der jeweiligen Beteiligung festzuhalten.

Mit dem suchen von lohnenden Beteiligungen ist es jedoch längst nicht getan, Zu einer Strategie zählt mehr als nur die Auswahl, es kommt auch auf die Aufteilung an. Es ist die logische Ableitung aus dem oben formulierten Punkt 2.

Punkt 2: Die Aufteilung

Dazu gibt es solch abgedroschenen Phrasen, wie z.B.: „Lege nicht alle deine Eier in einen Korb.“

Diese sind nicht falsch, lassen den Privatinvestor jedoch bei Detailfragen meist im Regen stehen. Am Ende landet er häufig in einer Allokationsblase, ein Umstand den er doch vermeiden wollte. Nicht nur das, sondern auch die Aufteilung selbst stellt ihn vor Fragen. Hier sollte immer beachtet werden, dass man nicht in die Extreme verfällt. Eine ausgewogene Mischung ist erstrebenswert.

Bereiche in die ein langfristig denkender Investor investieren kann sind:

  1. Aktien / Produktivkapital
  2. Anleihen
  3. Cash
  4. Gold

Ein jedes Investment Vehikel hat seine ganz eigene Risikowolke, wobei die aufgezählten Vehikel 1, 3 und 4 diejenigen mit der verständlichsten sind. Dabei muss jedoch bedacht werden, dass das Risiko sich niemals gegeneinander aufrechnen lässt, es addiert sich nur. Die Korrelation der einzelnen Assetklassen zueinander nähert sich in einer Liquiditätskrise schnell dem Wert 1 an. In einer Krise befinden sich alle Assetklassen im Parallelflug, sodass der Effekt der Diversifikation nicht gegeben ist. Hier hilft dann nur ein relativ hoher Cashbestand. Nur dieser ermöglicht es einen Investor die sich während einer Krise bietenden Chancen ergreifen zu können. Ein Punkt bei dem die Anleihen nicht aushelfen können. Anleihen haben aber auch darüber hinaus so einige Fallstricke, sodass sie für den Privatinvestor nicht so einfach zu verstehen sind. Zusätzlich sollten auch folgende Assets vermieden werden:

  1. Private Equity
  2. Nachrangige Schuldverschreibungen / Anlagezertifikate
  3. ETF´s und
  4. Derivate im Allgemeinen

Wieso man ETF´s besser vermeidet hatte ich hier schon einmal formuliert. Damit bleiben einem Investor Aktien / Produktivkapital, Cash und Gold. Die Goldposition selbst ist für den Europäischen Bürger nichts weiter als eine relativ Krisenfeste Dollaroption. Im Gegensatz dazu ist für einen US Investor diese Goldposition nicht völlig überflüssig, jedoch ist der US Dollar als Cash Position wesentlich bedeutender. Das liegt daran, dass der Euro, wie auch die anderen Währungen der Welt, nur eine Art „Derivat“ auf den US Dollar darstellen und damit relativ Instabil sind.

Damit wird klar, dass der langfristig planende Investor A) Produktivkapital benötigt, B) eine relativ große Cash Position und C) ein gewisses Maß an Gold besitzen sollte. Der Unterschied zwischen einem Euroraum Investor und einem US Investor ist der, dass der US Investor auf Kosten der Goldbestandsgröße mehr US Dollar vorhalten kann, da sein Währungsrisiko das geringste ist, auch wenn es viele Unkenrufe dagegen gibt.

Punkt A ermöglicht dem Investor an der wirtschaftlichen Entwicklung mehrerer Unternehmungen partizipieren zu können. Durch die möglichen Dividenden Ausschüttungen entsteht ein positiver Cashflow. In wie viele Unternehmungen investiert werden sollte, darüber gibt es keine einstimmige Meinung. Jedoch sollte bedacht werden, dass über die jeweilige Positionsgröße der potentielle Schaden eines Totalausfalls begrenzt werden kann. Je mehr Positionen existieren, desto kleiner ist der Schaden, wenn eine Unternehmung ausfällt. Im Gegenzug dazu vermindert sich aber auch der potentielle Gewinn, sollte eine Unternehmung außerordentlich gut performen. Es sind Trade Offs, Punkte die gegeneinander abgewogen werden müssen. Darüber hinaus muss auf die Sektoren geachtet werden, denn es ist unsinnig, wenn nur in ein oder zwei Branchen investiert wird. Punkt B schafft die Sicherheit, dass wenn die Kurse extrem fallen dennoch investiert werden kann. So ist man nicht gezwungen das Tafelsilber zu einem schlechten Preis verhökern zu müssen, egal aus welchem Grund. Und C stellt die Sicherheit gegen das Unbekannte, gegen die Fragilität unseres Finanzsystems, welches an der mangelnden Regulierung des Eurodollar Marktes krankt.

Fazit

Nun haben wir das Ziel definiert und den Weg wie es erreicht werden kann. Während das Ziel feststeht, muss der Prozess zur Erreichung des Ziels stets überwacht werden. Das bedeutet, dass er objektiv evaluiert werden muss, um erkennen zu können, ob man sich noch dem eigentlichen Ziel nähert oder der Weg / Prozess angepasst werden muss. Das betrifft eher Punkt 2: Die Aufteilung und weniger Punkt 1: Die Qualitativen & Quantitativen Merkmale.

Mit Rückschlägen muss immer gerechnet werden, doch wie schon zu Anfangs geschrieben, die Summe des Prozesses macht den Erfolg aus, nicht das explizit einzelne Jahr.

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