Der Treuhänder

Oil unumgänglich in der Batterieproduktion

Die Gerüchte über das Ende der Oil & Gas Industrie sind verfrüht. Unsere Gesellschaft besteht erstaunlicherweise zu einem Großteil aus Produkten der Oil & Gas Industrie. Ob Kleidung, Kunststoffe, Kunstdünger, Medikamente oder Hygieneartikel, sie alle enthalten Bestandteile von Oil oder Gas. Auch die Batterien die genutzt und in die große Hoffnungen gesteckt werden benötigen in ihrem Herstellungsprozess Oil.

Laut argus benötigt eine Batterie mit der Speicherkapazität von 1 GWh 1200 Tonnen Anoden Material. Jede Tonne Anoden Material benötigt selbst wiederum 2 Tonnen sogenannte Petcoke, auch bekannt als Petroleum Coke / Petroleumkoks. Die benötigte Qualität wird needle und ultra-low-sulphur coke genannt.

Das Petcoke wird bei dem sogenannten Cracking Prozess, welcher in den Raffinerien stattfindet, gewonnen. Von dem so raffinierten Oil bleiben ca. 15% als Petcoke über (Quelle: McKinsey). Das bedeutet, dass für eine Tonne Petcoke ca. 6 Tonnen Oil verarbeitet werden müssen.

Die globale Produktionskapazität für Batterien liegt im Moment bei ca. 747 GWh pro Jahr. Das bedeutet, dass die Batterieproduktion aktuell, wenn sie zu 100% ausgelastet ist, ca. 76 Millionen Barrel Oil pro Jahr verbraucht. Sollte die Kapazitätsentwicklung den Planungen folgen und im Jahr 2025 2492 GWh erreichen, dann würde der Industriezweig 256 Millionen Barrel Oil im Jahr benötigen. Das ist im Vergleich zur globalen Produktion nicht viel, in etwa 1/4 der Jahresproduktion von Chevron, doch soll das Jahr 2025 nicht dass Ende der Entwicklung sein. Für die darauf folgenden Jahre sind die Ambitionen noch höher gesteckt.

Ich denke dieses Beispiel zeigt sehr gut auf, dass die Nachfrage nach Oil & Gas weiter bestehen wird, egal welchen Weg die Welt einschlagen wird. Vielleicht wird sie stagnieren, doch ist es wahrscheinlicher, dass die Globale Nachfrage viele Jahre weiter ansteigen wird bevor sie ein Plateau erreicht hat auf dem sie dann stagnieren wird.

Die Batterie Industrie ist jedoch nicht allein mit ihrem Hunger nach Anoden Material, auch Metallschmelzen benötigen diese. Damit steht die Batterie Produktion in direkter Konkurrenz mit der Aluminium und Stahlindustrie, die selber Petcoke für ihre Anoden benötigen. Es wäre kein Problem, wäre das Angebot nicht schon jetzt sehr begrenzt. Besonders der Umstand, dass nur 2-3% der globalen Petcoke Produktion needle grade Qualität erreicht stellt eine Hürde dar.

Es wird viele Jahre in Anspruch nehmen, um die entsprechenden Kapazitäten zu erweitern. Insgesamt besteht die Gefahr, dass Kurz- bis Mittelfristig die Produktion, also das Angebot nicht mit der Nachfrage mithalten kann und es damit zu Knappheit kommt. Das bedeutet das nicht nur Lithium, Aluminium, Zink, Kupfer und Nickel knapp sind (Angebot kleiner Nachfrage), sondern wahrscheinlich zukünftig auch die Verfügbarkeit von Petcoke nicht garantiert werden kann. So etwas wirkt solang Preistreibend bis ein neues Gleichgewicht gefunden wird. Entweder das Angebot kann irgendwann mit der Nachfrage mithalten oder ein Teil der Nachfrage wird vernichtet (Unternehmen werden durch den Preis zur Aufgabe gezwungen oder finden Alternativen die sich zuvor wirtschaftlich nicht gelohnt haben).

Addendum: Die im Allgemeinen steigenden Metallpreise werden sich in den Kalkulationen der Batteriehersteller bemerkbar machen. Ein Umstand der zusammen mit den stark gestiegenen Strompreisen innerhalb Europas die ein oder andere Standortkalkulation über den Haufen werfen könnte. Der Preisdruck auf die herstellende Industrie im Ganzen wird wahrscheinlich weiter zunehmen da nicht nur Batterieproduzenten, Grüne Technologien, Metallschmelzen, Stahlindustrie und die Autoindustrie auf die knappen Rohstoffe angewiesen sind. Aufgrund des im Rohstoffsektors seit vielen Jahren anhaltende Investitionsstau wird der Preisdruck wahrscheinlich mittel- bis langfristig anhalten, da der Aufbau von neuen Bergwerken sehr viele Jahre in Anspruch nimmt.

Dig, Drill …. Whatever it Takes!

Ausblick 2022

Das Jahr 2021 liegt hinter uns, das neue Jahr hat gerade begonnen. Zeit für einen kurz gefassten Ausblick auf das Jahr 2022.

Lieferketten

  • weitere Verschlechterung der Beziehungen zwischen China und der westl. Welt, da die KPCh das sogenannte De-Coupling vorantreibt
  • dadurch anhaltender Zusammenbruch der Lieferketten
  • steigende Inputpreise bei den Unternehmen, welche natürlich an den Konsumenten weitergereicht werden müssen; Umsatz minus Kosten gleich Gewinn!
  • weiter anhaltende Knappheit / Engpässe / nicht Verfügbarkeit bei wichtigen Metallen (Aluminium, Magnesium, Zink, Cobalt, Lithium, etc.)
  • weiterhin erhöhte Energiepreise /-knappheit
  • dadurch steigenden Düngemittelpreise /-knappheit
  • damit weiter steigende Nahrungsmittelpreise /-knappheit
  • was zu höheren Lohnforderungen führt
  • was zu allgemein steigenden Preisen führt
  • und damit zu einer weiter anhaltende Inflation (Knappheit) => Nachfrage Zerstörung trifft auf Aufbau neuer Kapazitäten => führt zu Stagflation welche wahrscheinlich im 2.HJ 2022 in manchen Sektoren einsetzen wird
  • Infolge der Inflation kann es in Europa zu Preiskontrollen kommen. Auch in den USA besteht dieses Risiko. Es würde langfristig zu einer Verschärfung der Inflation führen, da die Angebotsseite nach und nach ihre Tätigkeit einstellen muss, womit natürlich die Knappheit gefördert wird. Umsatz minus Kosten gleich Gewinn!
  • Rückführung, Ausbau bzw. weitere Integration in die Wertschöpfungsketten der G6 in folgenden Ländern ex G6: Baltische Staaten, Polen, Rumänien, Griechenland, Israel, Saudi Arabien, Vereinigte Arabische Emirate, Indien, Marokko und Ägypten (India’s Arabian-Mediterranean Corridor to Europe & Africa-to-Europe commercial corridors; Prof. Michaël Tanchum); damit fortschreiten der Globalisierung a la Carte (Harald Malmgren)

Konflikte

  • Moskau wird den Druck auf Europa via Montenegro und Bosnien Herzegowina erhöhen, mit dem Ziel die EU und NATO weiter zu destabilisieren, um so die beanspruchte Einflusszone bis an die Oder-Neiße Grenze realisieren zu können. Für die ehemaligen Staaten des Warschauer-Pakts ist diese Entwicklung eine Existenzielle Bedrohung, weshalb es auch um das Überleben der EU und der europäischen Sicherheitsstruktur im Allgemeinen geht. Ein Umstand der in Berlin, Paris, Brüssel leider auf taube Ohren trifft und die Regierung Biden überfordert. Auch dürfen die Russischen Aktivitäten in Afrika nicht übersehen werden.
  • Konflikte in Afrika werden wahrscheinlich aufgrund der Rohstoffjagd und dem Rangeln um den Marktzugang zunehmen. Hier treffen die Interessen vieler Staaten aufeinander. Dazu zählen unteranderem USA, Russland, China, Türkei, Frankreich, Großbritannien, Italien, Vereinigte Arabische Emirate, Saudi Arabien, Israel, Indien und Japan.
  • Neben dem Konflikt um Europa und die Afrikanischen Ressourcen brodelt es zwischen China und seinen Nachbarstaaten. Die tibetanische Hochebene ist Die Wasserversorgungquelle für ca. 60% der Menschheit. Wer die Hochebene dominiert, der hat die Kontrolle über die Wasserversorgung von China, Pakistan, Indien, Myanmar, Thailand, Laos & Kambodscha. Weshalb ein Konflikt zwischen Indien und China möglich ist. Ob Beijing wiederum einen Konflikt mit Taiwan vom Zaun brechen wird ist ungewiss. Ein militärischer Konflikt ist nicht unmöglich aber äußerst unwahrscheinlich aufgrund der geographischen Lage Taiwans.
  • Im Allgemeinen wird das Ringen um die Globale Dominanz zwischen den USA und der Chinesisch-Russischen Arbeitsgruppe (DragonBear, Velina Tchakarova) wahrscheinlich zu vielen Stellvertreter-Konflikten in 2022 und darüber hinaus führen.
  • Ein in der westlichen Öffentlichkeit übersehener Konflikt ist der sich verschärfender Machtkampf innerhalb der KPCh, Clan Xi vs. Clan Deng, Xi vs. Eliten von Guangdong & Shanghai – Hinweise darauf findet man in den Parteizeitungen (z.B. wer wird wie oft genannt). Das Jahr 2022 könnte ein recht spannendes Jahr für China und insbesondere Xi Jinping werden.
  • Durch die anhaltenden Spannungen und Konflikte ist weiterhin eine gute Auftragslage im Rüstungssektor zu erwarten.

USA

  • der weltweite Trend der Zinsanhebungen wird fortbestehen und wahrscheinlich auch die USA ergreifen. Wie stark die Zinsen angehoben werden ist vom Kongress abhängig. Da in den USA 2022 Wahlkampf herrscht, ist jedoch vorerst mit keiner allzu starken Anhebung zu rechnen.
  • Weil die Demokraten die von der Regierung Trump geerbte Aktienblase weiter geführt haben, kann man erwarten, dass diese bis zu den Kongress- und Senatswahlen im November 2022 weiter geführt wird. Das bedeutet nicht automatisch, dass es in den Quartalen zuvor nicht zu einer erhöhten Volatilität kommen kann, jedoch sollte der aktuelle Aufwärtstrend anhalten. Die Demokraten werden sicherlich versuchen Teile des BBB Gesetzes zu verabschieden. Dafür benötigt es Druck auf die Senatoren und das bedeutet oft zeitlich begrenzt fallende Kurse.
  • Aufgrund der Census Veränderungen, dem Abrutschen der Demokraten in das Radikal Progressive und dem miserablen Agieren der Regierung Biden kann man davon ausgehen, dass die Republikaner Kongress und Senat zurückerobern werden.
  • In Folge des Wahlkampfes werden die Big-Techs wahrscheinlich zum Ziel von Angriffen. GOP wird wahrscheinlich über den Vektor Meinungsfreiheit angreifen und die Demokraten via Kartellrecht. Auch die Beziehungen zwischen den Big-Techs und der KPCh sollten dann ein Thema sein. Diese Entwicklung wird sich wahrscheinlich nach den Midterms verschärfen und zu Kongress Anhörungen führen.

Die im vergangenen Jahr veröffentlichten Investment Thesen haben weiterhin ihre Gültigkeit. Soweit mit dem Kurzausblick.

p.s.: Das Thema Wuhan Virus / COVID wird wahrscheinlich 2022 in den Hintergrund treten, darauf deutet ein sich veränderndes Wording hin.

In diesem Sinne ein frohes neues & erfolgreiches Jahr 2022.