Der Treuhänder

Nicht alles ist schlecht

Die Welt dreht sich weiter und neben dem unendlich negativen Nachrichten Strom gibt es natürlich auch positive Entwicklungen. Heute möchte ich auf einige Entwicklungen in den Abraham Nations, Indopazifik und Deutschland aufmerksam machen, die positiv gewertet werden können. Daneben noch eine interessante Nachricht aus dem Bereich der Archäologie.

Abraham Nations:

Israel und die Vereinigten Arabischen Emirate haben heute ein Freihandelsabkommen unterzeichnet. Es ist ein weiterer Schritt in Richtung eines zusammenwachsenden Wirtschaftsraums.

UAE, Israel sign historic free trade agreement

Indopazifik:

Die unsichtbare Hand des Hegemons existiert noch immer, trotz dem im Weißen Haus herrschenden Chaos.

https://www.aljazeera.com/news/2022/5/30/china-pacific-islands-fail-to-reach-consensus-on-security-pact

Deutschland:

Es erscheint nur eine nebensächliche Nachricht zu sein, doch ist es ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Das De-Coupling ist von Chinas Seite her im vollen Gang und wird sich nicht abschwächen. Sie sehen Deutschland als einen Konkurrenten auf dem Weltmarkt, den sie ausstechen wollen.

https://www.spiegel.de/wirtschaft/vw-in-china-bundesregierung-lehnt-investitionsgarantie-ab-menschenrechte-a-71be6d36-6b8e-4aed-bb2a-e132c31eb8e9

Vor dem Risiko, welches China für Unternehmen darstellt habe ich schon vor einigen Jahren gewarnt.

Archäologie:

Siedlungsspuren die älter als Gobekli Tepe sind? Anscheinend ist ein solcher Fund geglückt.

https://www.spectator.co.uk/article/does-an-unknown-extraordinarily-ancient-civilisation-lie-buried-under-eastern-turkey-

Mythbusting NATO Osterweiterung

Seit 2014 stellt sich Russland offiziell als Opfer der NATO dar. Dabei ist Moskau stehts darauf bedacht die NATO als Aggressor darzustellen und die eigenen Kriegerischen Handlungen gegenüber ihren Nachbarstaaten als reine Verteidigungsmaßnahmen zu framen. Ärgerlich dabei ist, dass diese Propaganda allzu oft geglaubt wird, was der Tatsache geschuldet ist, dass die damalige Wende äußerst rasant verlief. Ich denke, wenn man die Chronologie der damaligen Ereignisse einmal kurz darlegt, dann erkennt man sehr schnell, dass während der 2+4 Gespräche die NATO Osterweiterung nie ein Thema sein konnte.

Start von Glasnost und Perestroika unter Michail Gorbatschow, der von März 1985 – August 1991 Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Sowjetunion war. In Folge dieser Reform Bemühungen kam es am 9. November 1989 zum Fall der Berliner Mauer. Mit den darauf folgenden Vereinigungsbemühungen standen auch die deutschen Fragen im Raum und so kam es zu dem 2+4 Vertrag, in dem die deutschen Fragen geregelt wurden. Der 2+4 Vertrag wurde 1990 verhandelt, am 12. September 1990 unterzeichnet und trat am 15. März 1991 in Kraft. Warum war hier die NATO Osterweiterung nie ein Thema? Das hatte einen ganz einfachen Grund. Zu diesem Zeitpunkt hat die Sowjetunion noch existiert, wie auch der Warschauer Pakt. Den beteiligten Politikern hat sich diese Frage damit nie gestellt, weil sie wahrscheinlich jenseits ihrer Vorstellungskraft lag, zumindest als unwahrscheinlich abgetan wurde, so dass in den offiziellen Gesprächen nie die Osterweiterung der NATO thematisiert wurde. Die Sowjetunion endete erst am 26. Dezember 1991, der Warschauer Pakt zuvor am 1. Juli 1991, jedoch erst nach den 2+4 Verhandlungen.

Die Geschichte um die gebrochenen Versprechen ist zwar ein recht zentraler Bestandteil der Russischen Post-Sowjet Identität, doch hat sie keinen höheren Wahrheitsgehalt, als die Dolchstoßlegende nach dem Ersten Weltkrieg.

Auch die zur Begründung der Krim Annektion und dem Krieg in der Ostukraine mit angeblichen NATO Aggressionen ist Humbug. Die „großen“ Bündnis Manöver haben erst nach 2014 angefangen nicht zuvor. Auch die Stellung von NATO Truppen in den baltischen Ländern fand erst nach 2014 statt. Deren Umfang ist minimalst und es ist lächerlich, wenn Moskau behauptet, dass sie sich durch 5000 Mann NATO Truppen bedroht fühlen. Selbst die „großen“ Manöver wie Defender Europe 2020 (ca. 37000 Soldaten, 2021 ca. 30000) können von ihrer Dimension niemals als eine realistische Bedrohung Russlands angesehen werden. Die Russische Armee verfügt über eine Truppenstärke von Nahezu 1 Millionen Soldaten plus 2,5 Millionen Reservisten.

Perpetual Bonds: Ein altes & kurioses Finanzinstrument

Es ist noch nicht allzu lang her, da hat Österreich eine 100 Jährige Anleihe begeben. Dabei ist die Alpenrepublik nicht das einzige Land welches Anleihen mit einer solch langen Laufzeit begeben hat. Doch es geht noch extremer.

Perpetual Bonds – Die ewigen Anleihen

Die Perpetual Bonds unterscheiden sich gravierend von normalen Bonds / Anleihen. Im Gegensatz zu einer normalen Anleihe kann das Kapital nicht zurückgefordert werden, nur der Emittent selbst kann die Anleihe kündigen, wenn dieses im Kontrakt festgehalten ist. Im Gegenzug zu dieser Einschränkung werden auf ewig Zinsen ausgezahlt. Der Perpetual Bond hat damit keine Laufzeitbegrenzung, er gilt ewig. Aus diesen Gründen werden die ewigen Anleihen zumeist als eine Art Equity angesehen und nicht als Anleihe, denn ihre Preisschwankungen ähneln denen von Aktien.

Eines der früheren Zeugnisse dieser Anleihen Art besitzt die Yale University. Das wirklich besondere an dieser Anleihe, es werden noch immer Zinsen ausgezahlt.

Der Perpetual Bonds, welcher sich im Besitz der Beinecke Rare Book & Manuscript Library befindet, wurde im Jahr 1648 von der Hoogheemraadschap Lekdijk Bovendams emittiert. Damit handelt es sich wirklich um einen besonderen Fall, denn normalerweise verschwindet der Emittent im Laufe der Zeit oder aber er kündigt die Anleihe.

Ob durch Krieg, Revolution oder Insolvenz ist dabei relativ egal, dass Ergebnis ist zumeist das selbe, Einstellung der Zinszahlungen. Verfall der Verpflichtungen.

Dieses traf bei dem oben genannten Emittenten nicht zu, so dass die Stichtse Rjinlanden, als rechtliche Nachfolgerin gegen Vorlage des Bonds die Zinsen weiterhin auszahlt.

Zu Anfangs wurde auf das Papier ein Zinssatz in Höhe von 5% gezahlt, welcher mit der Zeit auf 3,5% und dann auf 2,5% gesenkt wurde.

Durch dezentrale Struktur überlebt

Dass dieser Bonds noch immer aktiv ist, wird auf die relative Autonomie der Waterschappen bzw. Hoogheemraadschappen (Wasserbehörden) auf Regionaler Ebene zurückgeführt. Dadurch waren sie gegenüber dem Glück und Unglück der Regierung der Niederlande relativ geschützt, sodass die ewige Anleihe bis heute überlebt hat.

Inklusive dem Exemplar welches die Beinecke Rare Book & Manuscript Library besitzt, sind fünf dieser ewigen Anleihen der Hoogheemraadschap Lekdijk Bovendams, laut der niederländischen Wasserbehörde, erhalten geblieben.

Oliven & Olivenöl: Handel in der frühen Prinzipats Zeit

Rom, ein Mythos. Nabel der Welt, Caput Mundi. Eine unbedeutende kleine Ansiedlung am Tiber (gegründet 753 v. Chr.) konnte sich nicht nur behaupten, sondern über viele Jahrhunderte zu dem heranwachsen, was man heute unter dem Römischen Imperium versteht. Zuerst Monarchie, die im Jahr 509 v.Chr. mit der Vertreibung des Lucius Tarquinius Superbus endete, danach Republik, welche schlussendlich unter Octavian im Prinzipat aufging (27 v. Chr.).

Der Handel mit Oliven und Olivenöl zur Anfangszeit des Prinzipats ist ein guter Anhaltspunkt, um die wirtschaftlichen Verflechtungen dieser Zeit aufzuzeigen. Wobei ein Streitpunkt zwischen Experten ist, ob die Lieferungen über ein staatliches Verteilsystem erfolgten oder auf Basis des freien Marktes von statten gingen. Für die flavisch-trajanische Zeit ergeben sich aus den Fundmaterialien keine besonderen exklusiven Beziehungen zwischen einzelnen Orten und Südspanien. Es gibt jedoch Hinweise, dass zivile und militärische Versorgungsnetze nebeneinander existierten.

Amphoren als Indikator

Ein hervorragendes Instrument zur Verfolgung der Handelsströme sind Amphoren Funde. Auf ihnen sind oft tituli picti und oder Stempel erhalten, mit deren Hilfe man den Erzeuger und den Handelsweg bestimmen kann. Im Fall vom Oliven und Olivenöl Handel sind die Amphorentypen Dressel 20 & 23 hervorzuheben. Sie werden spätestens seit der Zeit des Tiberius in Südspanien produziert. Auf die besondere Prominenz Südspaniens deuten auch die vielen gefundenen Stempel hin, die sich in ihrer Verteilung in Britannien und Germanien gleichen und selbst in Rom anzutreffen sind. Führend in der flavisch-trajanischen Zeit war die Region um La Catria (Britannien 53% & Germanien 66,3% Fundanteil), gefolgt von der Region Canama (Britannien 17,7%, Germanien 18,4% Fundanteil).

Produktionszentrum Baetica

In der frühen Prinzipatszeit lag das Produktionszentrum für Olivenöl, welches in den Nordprovinzen verbraucht wurde, in der Region Baetica an den Ufern des Guadalquivir. Der Transport ging wohl von Gardes (Cadiz) aus. Die Stellung der Baetica, als einer der Olivenöl Exporteure wurde durch andere sehr begehrte Handelswaren wie Fischsauce und Eisen befördert, denn dadurch sanken die Transportkosten. In der frühen Prinzipatszeit war Nordafrika als Oliven und Olivenöl Quelle für die Nordprovinzen noch nicht etabliert.

Britannien als einer der Zielmärkte

Es ist erstaunlich wie jeder Winkel des römischen Reiches, welches sich erst nach Großbritannien ausgebreitet hatte, durch den Handel miteinander in Verbindung stand. Großbritannien gibt ein gutes Beispiel ab, denn es ist Archäologisch sehr gut erschlossen. Nicht nur die reichhaltigen Amphorenfunde lassen Rückschlüsse auf das Wirtschaftsleben zu, sondern auch ein bedeutender Fund, die Vindolanda Tables. Sie geben einem die Möglichkeit einen Blick in das Lagerleben zu werfen.

Unter den Vindolanda Tables findet man Exemplare, auf dehnen Einkaufslisten erhalten sind (z.B. Nr. 302). Auf dieser Einkaufsliste standen nicht nur regionale Produkte wie Äpfel, Bohnen und Huhn, sondern auch Fischsauce und Oliven. Während die ersten drei aus regionaler Produktion stammen, kann das bei Oliven und Fischsauce ausgeschlossen werden. Diese Produkte stammten aus Spanien, worauf auch viele Amphorenfunde des Typs Dressel 20 hindeuten. Daneben weisen verschiedene tituli picti und Stempel hin.

Der Transport

Der Transport von Gardes bis nach Eburacum ist kein Zuckerschlecken. Laut ORBIS sind es auf der Atlantik Route 3692 Kilometer, für die ein Warentransport mindestens 31 Tage benötigt hat. Das ist nicht nur mit Gefahren verbunden, sondern vor allem mit Kosten. Dass die Atlantikroute genutzt wurde, dafür spricht z.B. ein römische Leuchtturm an der Nordspitze Spaniens wie auch Wrackfunde in diesem Gebiet.

Jedoch ist die Atlantik Route nicht die Einzig mögliche. Eine alternative Route führt über das Mittelmeer nach Südfrankreich und von dort die Rhone hinauf. Dieses lässt sich durch die Existenz eines diffusor olearii in Lugdunum (Lyon) belegen, denn wäre hier nicht ein wichtiger Knotenpunkt des Olivenhandels hätte es diese Tätigkeit in Lugdunum nicht gegeben. Welche Rolle die diffusor olearii genau gespielt haben ist umstritten. Es wird vermutet, dass sie entweder Großhändler waren oder Vermittler zwischen den Produzenten und Händlern in den einzelnen Provinzen. Ein weiteres Argument welches für die Mittelmeer Route spricht ist der Fund mehrerer Schiffwracks bei Port Vendres. Darüber hinaus ist diese Route schon zuvor für den Handel mit Fischsauce genutzt worden.

Insgesamt ist anzunehmen, dass rein nach Kosten und Risiken entschieden wurde welche Handelsroute schlussendlich gewählt wurde und diese nicht fixiert waren.

Die Organistaion

Neben dem Plantagenbesitzern und dem Konsument, lassen sich mindestens drei Agenten identifizieren. Diese sind der diffusor olearii, die mercatores (Händler) und die navicularii (Schifftransport). Interessanterweise lassen sich aus den Stempeln einige Produzenten und Besitzer von Olivenöl identifizieren, wie auch Händler und Händlervereinigungen (societas) durch die tituli picti.

Eine societas, die mit dem Olivenölhandel mit Vindolanda in Verbindung gebracht werden kann ist die der Aemilii und Casii aus Rom. Dies ist durch eine beschriftete Dressel 20 Scherbe nachweisbar.

Da Oliven und Olivenöl an sich schon ein recht teures Gut sind und der Transport zusätzliche Kosten verursacht hat, sind hier wahrscheinlich beträchtliche Geldbeträge geflossen. Doch wie wurden diese gehandhabt? Die Übersendung von mehreren hundert denarii in bar erscheint zu aufwendig gewesen zu sein, denn ein solcher Transport hätte einiges an Absicherungen benötigt.

Zahlungen auf Basis persönlicher Bindungen?

Die Permutatio, wie sie bei Cicero beschrieben ist, könnte hier für Abhilfe gesorgt haben. Unter der Permutatio versteht man eine Art Dreiecksbeziehung. Gläubiger A weist seinen Schuldner B in Stadt X an eine gewisse Summe an Person C in der Stadt X zu übergeben. Im Gegenzug dazu wird dem Schuldner B die übergebene Summe von seinen Schulden abgezogen.

Aufgrund von verschiedenen Funden, unteranderem bei den Vindolanda Tables, ist davon auszugehen, dass diese Art der Bezahlung auf Vertrauen basierte. Die Voraussetzung war ein großes Netz persönlicher Beziehungen, bis in die entferntesten Gebiete des römischen Reiches hinein. Es gab also direkte persönliche Beziehungen zwischen den verschiedenen Personen an den jeweiligen Orten, um den Zahlungsverkehr praktisch zu regeln. Es lag hier wohl mehr eine Soziale Kontrolle zugrunde, als eine juristische.

Es sind jedoch auch andere Methoden zur Zahlungsabwicklung bekannt, die aber nicht direkt mit Britannien oder Germanien in Verbindung gebracht werden können. Dazu zählt z.B. eine Art Rektascheck, welcher im griechisch römischen Ägypten Verwendung fand. Es handelte sich hierbei um einen nicht übertragbaren Scheck. Ob diese Art der Zahlungsabwicklung in den Nordprovinzen überhaupt möglich war ist nicht bestimmbar. Es ist aber fraglich ob hier ein dem mediterranen Raum vergleichbares Banksystem existiert hat.

Zwischen Bürokratie und Markt

Während Getreiderationen, Futtermittel, Kleidung, Waffen, Bier und Wein für die Soldaten durch die Militärbürokratie beschafft wurden, kann das nicht vom Olivenöl behauptet werden.

Trotz der gelegentlichen Ausgabe von Olivenöl als Ration, kann davon ausgegangen werden, dass in der flavisch-trajanischen Zeit der Handel mit diesem Produkt auf privater Initiative beruhte. Sie wurde zwar durch den Staat gefördert, indem die navicularii Vergünstigungen zugesprochen bekamen, doch ist das nicht mehr als eine Subvention, mit dem Ziel diese Tätigkeit zu forcieren. Sie ist definitiv nicht mit der cura annona zu vergleichen.

Das Netz persönlicher Beziehungen war in dieser Zeit ausschlaggebend für den Handel und die Zahlungsabwicklung, ohne dass der Staat diesen Zentral gesteuert hat. Darauf verweisen auch die dezentralen Zahlungsarten hin, welche ansonsten nicht von Nöten gewesen wären. An dieser Stelle war wahrscheinlich auch das Betätigungsfeld des deffusor olearii, der Beziehungen zu Produzenten und Händler unterhielt und diese zusammenführte.

Die römische Wirtschaft war zur flavisch-trajanischen Zeit eindeutig keine Kommandowirtschaft, welche sich in jegliche Bereiche dirigistisch einmischte.