Der Treuhänder

Drohende Nahrungsmittelkrise

Die Welt ist ist in Unordnung geraten, die Internationale Ordnung liegt in Trümmern vor unseren Füßen. Das De-Coupling oder auch die Globalisierung a la Carte, wie sie Herr Harald Malmgren 2014 beschrieben hat, ist für das bloße Auge erkennbar. Durch den Krieg sind nun nicht nur die Lieferketten für Fossile Energien gehemmt, sondern insbesondere auch die für Nahrungsmittel.

Schon zuvor waren diese Lieferketten auf das äußerste gespannt, zum einen durch eine seit 20 Jahren fehlgeleitete Politik, die im Energiebereich wahrscheinlich vom Kreml manipuliert wurde und zum anderen durch die zur Pandemie Bekämpfung ergriffenen Maßnahmen. Während die ungehemmte Globalisierung die Resilienz der Gesellschaften durch eine Art Überoptimierung der Lieferketten und einer damit einhergehenden Monopolisierung unterminiert hat, waren die Maßnahmen zur Pandemie Bekämpfung der Auslöser der jetzt stattfindenden Polysynchronen Fehlerkaskade.

Die Gefahr, die aktuell besteht ist, dass aus kurzfristiger Politischer Opportunität heraus erneut falsche Schritte gegangen werden. Es wäre Fatal, da die Lage äußerst ernst ist. Die Ukraine ist einer der Brotkörbe der Welt. Aufgrund der jetzigen Unterbrechung kann nicht nur ein großer Teil der Ernte des vergangenen Jahres nicht exportiert werden, sondern auch die Pflanzsaison 2022 ist in Gefahr und damit die kommende Ernte.

Es besteht nun leider die Gefahr, dass NGOs und mit ihnen Assoziierte Parteien die Chance sehen, den Verzicht weiter als Allheilmittel zu predigen, ohne zu akzeptieren, wie prekär mittlerweile die Lage bei der Verfügbarkeit von Agrargütern ist.

Damit ist es aller höchste Zeit vorzusorgen, dass die Nahrungsmittellieferketten in Europa nicht unterbrochen werden. Die Versorgungssicherheit muss gegeben sein, wie auch geringe Preise. Die herrschende Inflation ist eine sehr große Belastung für die Bevölkerung, ob nun bei der Energie oder den Nahrungsmitteln, es ist egal, beides ist für die Stabilität der Gesellschaft unumgänglich.

Hierbei kommen nun die Afrikanischen Staaten in den Blickpunkt, da wahrscheinlich dort die Nahrungsmittelkrise am stärksten zuschlagen wird. Ägypten steuert im Moment auf eine Versorgungskrise zu, da sie den Großteil des benötigten Getreides aus der Ukraine und Russland beziehen. Es wäre für Europa äußerst schlecht, da Ägypten eine Art Gatekeeper Afrikas ist. Eine Destabilisierung des Landes wäre wahrscheinlich mit drastischen Folgen verbunden. Ägypten, insgesamt das östliche Mittelmeer, entwickelt sich seit Jahren zu einer Art Gastankstelle für Europa. Darüber hinaus ist es fraglich ob die europäischen Staaten mit einem Flüchtlingstsunami aus Afrika überhaupt zu recht kommen können, ohne selber ernsthaft destabilisiert zu werden. Die zur Verfügung stehenden Ressourcen sind nun mal begrenzt.

Es ist ein Globaler Sturm und Europa steht hier im Mittelpunkt. Deshalb ist es für die Politik höchste Zeit Maßnahmen zur Risikominderung zu ergreifen, die auf dem Verfügbaren aufbauen und nicht dem was vielleicht sein könnte. Keine Fancy Pläne die tausende Seiten füllen, jedoch zur akuten Problemlösung nichts beitragen.

Die oberste Priorität muss es sein die Energiesicherheit zu gewährleisten, denn damit geht gleichzeitig die Nahrungsmittelsicherheit einher. Europa hat mittelfristig das Potential sich selbst mit Energie (Gas) versorgen zu können, der Wille dazu muss jedoch gegeben sein. Kurzfristig müssen alle Kraftwerksarten weiter bestehen und deren Versorgung mit Treibstoffen sichergestellt werden. Woher diese bezogen werden können ist das Problem, welches kurzfristig gelöst werden muss. Es ist wahrscheinlich eine Problemlösung bei der man nicht unbedingt wissen will, wie diese Wurst hergestellt wird. Was die Landwirtschaft angeht, sollte „Farm to Fork“ sofort gestoppt werden, da die dort enthaltenen Maßnahmen / Regulierung aller Voraussicht nach zu einer starken Minderung des Landwirtschaftlichen Ertrages führen werden. Zusätzlich müssen sich die Europäischen Länder mit den Ländern der Anglosphäre zusammensetzen, da diese große Agrargüter Exporteure sind. Darüber hinaus sollte öffentlich diskutiert werden, ob es denn wirklich gut sein kann, wenn man weiter auf Grüne Technologien setzt, deren Lieferketten zu fast 100% von der Kommunistischen Partei Chinas abhängig sind. Es wäre unklug sich von Russland Energietechnisch zu trennen, um anschließend zu fast 100% von China abhängig zu sein, nur weil es einem kurzfristigen Jubel der eigenen Klientel einbringt.

Inflation = Knappheit

Deflation = Überfluss

Wähler mögen mittel- bis langfristig keine Knappheit!

Addendum:

Hello Darkness my old Friend – Die Zweiteilung der Welt

Die Zweiteilung der Welt ist mittlerweile für das bloße Auge des ungeübten Beobachters klar erkennbar. Der Ritt ist heiß und keiner, egal auf welcher Seite und an welcher Stelle er steht, weiß wie diese hoch komplexe dynamische Lage sich weiter entwickeln wird. Es geht um mehr als nur die Ukraine, der Helsinki Vertrag von 1975 ist nicht mehr relevant und die Globale Sicherheitsarchitektur nicht mehr gültig. Seit der Unterzeichnung und der Übereinkunft über die Spielregeln hat sich die Technik gravierend verändert. Laut Frau Dr. Pippa Malmgren ist es höchste Zeit über einen Helsinki 2.0 Vertrag zu verhandeln und so die neue Globale Sicherheitsarchitektur neu zu definieren. Hierbei geht es nicht darum Waffensysteme zu verbieten, sondern darum sie alle offen auf den Tisch zu legen und der anderen Seite diese zu präsentieren, so dass Klarheit darüber herrscht was in den Arsenalen der einzelnen Mächte schlummert. Auch die Regeln des Spiels sollten und müssen neu definiert werden, sodass eine ungewollte Eskalation vermieden werden kann.

Klarheit sollte auch darüber herrschen wer auf welcher Seite steht. Denn so wie es scheint wusste China schon wesentlich früher bescheid als der Rest. Darauf deuten verschiedene Handlungen hin. Zwei die in einander greifen sind folgende:

  1. China hat schon im Jahr 2021 ihre Lieferverträge für Getreide von Russland dahingehend umgeändert, dass sie von dem Moment für die Ladung verantwortlich sind, sobald das Getreide auf das entsprechende Schiff verladen wurde.
  2. Sie haben mehr als 50% der weltweiten Getreide Vorräte gehortet.

Es sollte damit jedem bewusst sein, dass Moskau, Beijing, Teheran, (Ankara?) und Belgrad zusammenarbeiten als Anti-Amerikanischer Zirkel (wording by @Ektrit) und damit gegen die Anglosphäre arbeiten. Zu dieser Anglosphäre gehört wahrscheinlich weiterhin Europa. Ein Europa welches sich vielleicht zurück zur Wirtschaftsgemeinschaft degradiert und erneut vom Hegemon im Kleinen gemanagt werden muss.

Hello Darkness my old Friend – Die Zweiteilung ist eingetreten und die 2. 3. und gar 4. Rundeneffekte sind nicht abzuschätzen. Was man jedoch sagen kann, dass nun auch in den Köpfen der Entscheidungsträger diese Entwicklung der vergangenen 10 Jahre angekommen ist. Die Welt ist damit eine andere und der Traum vom Ende der Geschichte hat sein Ende gefunden, er war schön, doch leider war er nur eine Halluzination. Jedoch ist es jetzt nicht die Zeit den Kopf hängen zu lassen, sondern ganz im Gegenteil. Es muss vieles neu aufgebaut werden, die Lieferketten werden sich endgültig voneinander trennen, das muss per se langfristig nichts negatives bedeuten, vielleicht sogar das Gegenteil. Es sollte einen nicht wundern wenn der seit Jahrzehnten vorherrschende Trend (Start ca. 80er Jahre), dass das Kapital mehr profitiert als der Arbeiter, langfristig dreht.