Am Problem vorbei: Antwort der EU auf die Energiekrise
Die angedachte Antwort der EU auf die heraufziehende Energiekrise geht an der Problemstellung vorbei. Ja manche angedachte Maßnahmen, wie z.B. die Reduktion von Steuern sind eine Möglichkeit die Haushalte zu entlasten, das Problem selbst wird dadurch jedoch nicht gelöst. Europa und Asien leiden an sehr hohen Energiepreisen, die durch ein Angebotsdefizit auf dem Gas Markt verursacht werden. Diesem Problem kann man nicht begegnen in dem man die Verbraucher (Konsumenten und Wirtschaft) subventioniert. Egal wie diese Subventionen ausgestaltet wären, sie würden die Preisfunktion aushebeln und damit die Krise verschärfen, nicht lindern. Durch die angedachte Subventionierung der Verbraucher würde die Zerstörung der Nachfrage ausgesetzt und der Energiemarkt könnte nicht zu einem Gleichgewicht zurückfinden. Das Angebot kann offensichtlich nicht adhoc erhöht werden, also muss auf der Nachfrageseite jemand aufgeben, sodass Angebot und Nachfrage erneut im Einklang sind. Ist diese Funktion Ausgehebelt so besteht die Gefahr, dass am Ende alle, aufgrund leerer Gasspeicher, einen Stromausfall erleiden werden. Eine potentielle Gefahr, die die Kosten der Nachfragezerstörung für die Gesellschaft bei weitem übertreffen würde.
Die Langfrist Antwort der EU ist leider auch nicht wesentlich besser. Im verstärkten Ausbau der Erneuerbaren soll das Heil liegen. Dabei werden einige Dinge leider ignoriert.
Energiequellen die von verschiedenen Umweltbedingungen abhängig sind benötigen weitere Infrastruktur, die natürlich zusätzliche Kosten verursacht. Oft müssen Gas- und oder Kohlekraftwerke einspringen, um die erheblichen Schwankungen auszugleichen. Damit dieses überhaupt nur möglich ist, muss jede MWh Erneuerbare Energie mit einer Energiequelle die zu 100% kontrollierbar ist gespiegelt werden. Das verteuert die Stromrechnung aller Verbraucher, wie es in den „Grünsten“ Ländern zu beobachten ist. Daneben wird so natürlich auch die Nachfrage nach Gas und Kohle gefördert und nicht gemindert, insbesondere weil die AKW´s vom Netz genommen werden. Ein Phänomen was in den „Grünsten“ Ländern neben den steigenden Energiekosten beobachtet werden kann. Daraus ergeben sich für die Gesellschaft weitere versteckte Kosten, welche im Endeffekt alle die Produktivität der Wirtschaft mindern. Das bedeutet, dass was innerhalb einer Gesellschaft als ganzes Verteilt werden kann nimmt ab. Der Wohlstand nimmt ab, die Armut nimmt zu, die Bürger können sich weniger leisten und damit sinkt insgesamt die Lebensqualität.
Energie Armut gleich wirtschaftliche Armut, Energie Überschuss gleich wirtschaftlicher Wohlstand.
Zusätzlich besteht der Irrglaube in der Politik, dass die Preise für Erneuerbare Energie stabil sind und keinen Einflüssen unterworfen seien. Das ist ein Trugschluss!
Unteranderem definieren folgende Faktoren den Preis Erneuerbarer Energiequellen:
- Für den Bau Erneuerbarer Energiequellen benötigt man Rohstoffe, deren Preise starken Schwankungen unterliegen. Aufgrund der Bemühungen Erneuerbare schnellst möglich zu implementieren und gleichzeitig den Verkehr zu elektrifizieren steigt natürlich die Nachfrage nach den entsprechenden Rohstoffen erheblich an. Deren Angebot ist leider genauso begrenzt wie das Angebot von Gas, Öl und Kohle. Und wie bei den Fossilen Energieträgern so wirkt sich auch bei den benötigten Mineralen die Politik der vergangenen 20 Jahre ungewollt Angebots mindernd aus. Ein Umstand der sich in rasant ansteigenden Metalpreisen manifestiert und am Ende die Kosten für den Bau, Instandhaltung und Reparatur der Erneuerbaren dramatisch erhöhen wird.
- Bläst kein Wind, die Sonne versteckt sich hinter den Wolken und sind die Energiespeicher / Batterien leer, dann steigt der Preis pro Energie Einheit ins Unendliche, da das Angebot komplett ausfällt. Die Schwankungen im Energiepreis wären zukünftig wahrscheinlich noch wesentlich häufiger und volatiler als sie es bisher sind. Steigt der Preis der Energie um x% an, dann hat sich die Verfügbarkeit der Energie um den gleichen Faktor verringert. Preise drücken Überfluss oder Knappheit aus.
- Auch die Lohnkosten werden aufgrund des Inflationären Drucks mit der Zeit ansteigen und so die Kosten für den Bau und Betrieb von Erneuerbaren mit beeinflussen.
Die angedachte Antwort der EU auf die Energiekrise geht damit an der Realität vorbei. Ignoranz, Arroganz, keine Ergebnisoffene Evaluierung der bisherigen Auswirkungen Politischer Entscheidungen auf die globalen Energiemärkte führen zu schlechten Entscheidungen. Die OODA Loop ist hier gestört. Weil die Beobachtung (Observe) nicht mehr klar stattfinden kann, sondern politischen Wünschen unterliegt, ist der darauf folgende Prozess (Orient, Decide & Act) zum Scheitern verurteilt. Durch den Unwillen das eigene Handeln Ergebnisoffen zu evaluieren kann aktuell der Prozess auch nicht neu gestartet werden und befindet sich damit unweigerlich in einer Wiederholungsschleife des beständigen Versagens.
Damit diese Schleife beendet werden kann, muss
- die Praxis Politische Wünsche als erfolgte Beobachtungen auszugeben ein Ende finden, damit
- eine holistische Erfassung des Energiemarktes erfolgen kann und die Auswirkungen bisheriger Politischer Entscheidungen auf diesen Ergebnisoffen evaluiert werden. Sodass im Anschluss
- ein Plan entwickelt werden kann, der auf existierenden Technologien basiert und nicht davon ausgeht das neue Technologien einfach so vom Himmel fallen und sofort einsetzbar sein werden. Hierbei müssen natürlich die Lieferketten mit bedacht werden. Die Herkunft der benötigten Ressourcen und Vorleistungen müssen sich im eigenen Machtbereich befinden.
Das alles muss nicht unbedingt öffentlich erfolgen, doch intern ist es ein Muss, sodass erfolgte Fehler korrigiert werden können und die OODA Schleife der Entscheidungsträger erneut funktionieren kann.
Das positive ist, an dieser Stelle entwickelt sich ein neuer Trend. Die Staaten der 3SI, Frankreich und einige andere europäische Länder befürworten mittlerweile den Neubau von Atomkraftwerken. Es wäre eine mögliche Basis für einen Plan, der, wie es Frankreich nach der Energiekrise der 70iger Jahre des vergangenen Jahrhunderts gezeigt hatte, relativ schnell umsetzbar wäre. Jedoch wird der voraussichtlich kommende Ausbau der Atomkraft das aktuelle Problem nicht kurzfristig lösen. Um das Problem der Gas-Knappheit für die kommenden Jahre zu lösen wird wahrscheinlich nur eines helfen: Drill Baby, Drill!