Energie Preise: Polysynchrone Fehlerkaskade
Seit Tagen gerät die Aufziehende Energiekrise in den Fokus der Öffentlichkeit. Die Ursachen sind mannigfaltiger Natur und sind in den politischen Entscheidungen der vergangenen 20 Jahre zu finden. Schnell sind Stimmen zu vernehmen, die fordern den Energiepreis im Inneren zu deckeln. Es wäre eine schlechte Idee, denn es gilt:
- Unabhängig davon, welches System ein Staat im Inneren anwendet, um die zur Verfügung stehenden Ressourcen (hierzu zählt auch Energie) zu verteilen, muss er sich auf dem Internationalen Markt dem Wettkampf um die gewollten und oder benötigten Ressourcen / Güter stellen. Dafür werden US Dollar benötigt, die von jedem einzelnen Staat erwirtschaftet werden müssen, ex USA.
- Inflation = Knappheit ; Im Bezug auf den Gasmarkt: Künstlich gesteigerte Nachfrage trifft auf eine künstlich unterdrückte Produktion.
Das bedeutet, dass eine Strompreisdeckelung zwangsläufig dazu führt, dass die Steuerlast erhöht werden muss, denn die benötigte Energie kaufen wir auf dem Weltmarkt ein. Diesen Preis kann kein Staat beeinflussen. Der Staat wäre gezwungen die Versorger mit hohen Subventionen am Leben zu halten oder diese sogar zu übernehmen, da die Versorger im Einkauf der Energiequellen die Rechnung zu zahlen haben. Ist der Preis den die Versorger vom Kunden verlangen können gedeckelt, so kommen sie sehr schnell an den Punkt, an dem sie selber die Rechnungen nicht mehr zahlen können, weswegen der Staat gezwungen sein würde die Rechnung zu übernehmen und letztendlich mit Steuergeldern zu finanzieren.
Die Versteckten Kosten dieser aufziehenden Energiekrise sind noch viel bedeutender, denn die moderne Landwirtschaft ist „Magie“: Sie wandelt durch ihre Arbeit Fossile Energieträger in Nahrungsmittel um!
Polysynchrone Fehlerkaskade in Aktion
Deshalb führen steigende Energiepreise zwangsläufig zu steigenden Lebensmittelpreisen (Kosten Agrar Sektor: Betriebsmittel, Düngemittel (Preis auch entscheidend was und wieviel angepflanzt wird / angepflanzt werden kann), Ersatzteile, …), wodurch sich dann die betroffenen Bürger bei anderen Produkten / Dienstleistungen eher zurückhalten müssen, da sie sich insgesamt weniger leisten können. Ein Umstand der dann andere Bereiche der Wirtschaft / Gesellschaft belasten wird. Neben den steigenden Input Preisen in der Landwirtschaft wirken die Energiepreise natürlich auch auf die Verarbeitenden Industrien.
Der Ausfall von Kunstdüngerproduktion führt zwangsläufig zu einer Verknappung des CO² Angebots, welches in der Lebensmittelindustrie Verwendung findet. Dieses wird zum Beispiel für Getränke verwendet aber auch zum abpacken von Fleisch und dem verpacken anderer Nahrungsmittel. Fällt also die CO² Produktion aus, dann herrscht innerhalb kürzester Zeit (wenige Tage) Knappheit bei den zur Verfügung stehenden Lebensmitteln.
Darüber hinaus sind Öl und Gas elementar für die Kunststoffproduktion. Steigen hier die Kosten, so steigen dann auch die Kosten für Verpackungsmaterialien, solang überhaupt genügend Rohstoffe zur Verfügung stehen, um diese zu erzeugen. Gerüchten zufolge prüfen einige Kraftwerksbetreiber oder sind schon dazu übergegangen Gas mit anderen Petrochemischen Produkten wie Naphtha zu ersetzen, was automatisch zu einer Minderung der Kunststoffproduktion führt / führen würde.
Daneben muss man sich vorstellen, dass im Energiesektor all die Up-, Mid- und Downstream Unternehmungen auf Ersatzteile und Vorleistungen angewiesen sind, die selber wiederum aufgrund der im vergangenen und diesem Jahr von Staatsseite durchgesetzten Maßnahmen knapp geworden sind.
Diese Polysynchrone Fehlerkaskade ließe sich hier noch wesentlich weiter und detaillierter aufführen, doch denke ich, dass die hier vorgestellten Probleme einem eine gute Vorstellung davon vermitteln, wie komplex doch unsere Wirtschaft / Gesellschaft organisiert ist.
Wenn eine Gesellschaft dem Irrglauben aufsitzt, dass es unbedeutend ist wo und wie etwas produziert und im Anschluss verteilt wird, so wie es sich in den 70iger Jahren durchgesetzt hat, dann entsteht ein sich selbst destabilisierendes System. Der Vordenker dieser „Erkenntnis“, dass das Wo und Wie egal sei, war John Kenneth Galbraith, welcher im Jahr 1958 die „Affluent Society“ formuliert hatte. Er war der Überzeugung, dass das Problem des Wohlstandes gelöst sei und sich die Konzerne um alles andere schon kümmern würden. Die Konzentration auf den Endverbrauch bei völliger Ignoranz gegenüber der Förderung / Erzeugung und anschließender Verteilung ist ein Gesellschaftlicher Irrtum. Überoptimierung führte zu geminderter Resilienz durch Monopolisierung was wiederum zu fragilen Lieferketten führt.
Der Grund des jetzt zusammensackenden Sandberges (ein sich selbst destabilisierendes System) wurde schon vor vielen Jahrzehnten gelegt und es wird bis zum heutigen Tag versucht diesen weiter aufzutürmen. Doch der Auslöser dieser Polysynchronen Fehler Kaskade liegt in der Politik des Lockdowns begründet. Die Wirtschaft kann man nicht einfach so aus- und wieder anschalten. Der riesige Sandberg ist ins rutschen geraten, wobei die zeitliche Ausdehnung der Bewegung wie auch der Umfang ungewiss sind.
Die aktuelle Lage innerhalb der Lieferketten / Wertschöpfungsketten / Wirtschaft / Gesellschaft kann man sich in etwa folgendermaßen Vorstellen: Man hat sein eigenes Haus angezündet und muss es erneut aufbauen, wobei man gleichzeitig dafür gesorgt hat, dass die benötigten Baumaterialien und Arbeiter den Baugrund nicht ohne weiteres erreichen können. Im Faktor Zeit gesehen muss man verstehen, dass es wesentlich weniger Zeit in Anspruch nimmt ein Haus zu zerstören, als es aufzubauen.