Positive Entwicklungen Nordamerika, Deutschland und Verhandlungen
Heute möchte ich sechs positive Entwicklungen der vergangenen Tage vorstellen. Diese Entwicklungen umfassen Nordamerika , Deutschland und Verhandlungen zwischen Russland und den USA.
Nordamerika
Gerüchten zufolge arbeiten das Pentagon und der US Kongress seit 2014 an der Neugestaltung der weltweiten Lieferketten. Es ist ihre Antwort auf das seit spätestens 2012 von Chinas Seite ausgehenden De-Couplings. Nicht nur in Australien werden auf Basis des Defense Production Act Bergbauoperationen finanziert, sondern auch in Kannada soll es demnächst dazu kommen. Es geht hierbei um die Sicherung der strategisch wichtigen Minerale.
U.S. military weighs funding mining projects in Canada amid rivalry with China – https://www.cbc.ca/news/world/u-s-military-mining-projects-canada-1.6649522?__vfz=medium%3Dsharebar&s=09
Darüber hinaus bekommt die Atomenergie immer mehr Aufmerksamkeit. Nicht nur das Wording ändert sich, sondern es geht anscheinend in die Planung von Handlungen über. Ein starkes Zeichen hierfür ist die folgende Meldung des US Amerikanischen Energieministeriums. Diese Äußerungen, die Zusammenarbeit der USA und Japans mit Ghana in Bezug auf Small Modular Reactors, wie auch das umschwenken der neuen Schwedischen Regierung sind unteranderem ein starkes Zeichen für einen neu entstehenden Trend hin zur Atomkraft.
Auch Indonesien scheint an der neuen Reaktortechnik der USA Interesse zu bekunden, wie folgender Bloomberg Artikel, in Zusammenhang mit der Äußerung des US-Energieministeriums, vermuten lässt.
Biden, Jokowi Unveil $20 Billion Deal to End Coal in Indonesia: „[…]Indonesia has said solar, geothermal and nuclear energy will be crucial to its goal of reaching net-zero carbon emissions by 2060.[…]“
Deutschland
Auch Deutschland versucht in die richtige Richtung zu marschieren. Dieser Marsch kommt den Beobachtern chaotisch vor, was er wohl auch ist, dennoch er wird gegangen. Zwei Schritte vor, Einen zurück.
Infinion möchte in Dresden eine neue Chipfabrick bauen.
Infineon plant neues Mega-Werk in Dresden
Eine weitere gute Nachricht ist die Fertigstellung des ersten LNG Terminals in Wilhelmshaven.
Germany Completes Construction of Wilhelmshaven Floating LNG Terminal
Verhandlungen zwischen Russland und USA
Wie es scheint kam es in Ankara zu einem Treffen zwischen Sergei Naryshkin und Bill Burns. Wie Frau Pippa Malmgren in einem Tweet feststellt ist dieses wahrscheinlich der Auftakt zu neuen Atomverhandlungen. Es ist eindeutig positiv zu werten, dass sich auf der Chef Ebene der Auslandsgeheimdienste ausgetauscht wird.
Während alle Richtung Osten schauen
Der Krieg in der Ukraine hält an. Natürlich ist es verständlich, dass sich die Augen der Öffentlichkeit auf den Osten Europas konzentrieren. Leider werden so die möglichen Zweit- und Drittrundeneffekte übersehen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass dieser Krieg sich noch weitere 5 bis 10 Jahre ziehen wird und währenddessen sich noch weitere Brandherde auftun. Neben den Kriegstrommeln auf dem Balkan bahnt sich aktuell eine Hungerkatastrophe an, die das Potential hat viele Länder zu destabilisieren.
Die sich abzeichnende Hungerkatastrophe ist nicht etwas was irgendwo passiert und uns nicht betreffen wird. Die potentiellen Folgen werden sich jenseits von Flüchtlingsströmen manifestieren. Europa benötigt alternative Energiequellen und findet diese in Ländern deren Nahrungsmittelversorgung nicht sicher ist. Die Ukraine und Russland sind die Weizenlieferanten für Länder wie z.B. Ägypten, Marokko und Nigeria. Es sind Länder die für Europa von großer Bedeutung sind. Sie sind Energielieferanten und oder in die industriellen Wertschöpfungsketten Europas eingebunden.
Der von Russland geführte Angriffskrieg gegen die Ukraine läuft für Moskau nicht so wie geplant, doch auf anderen Ebenen könnte er Moskaus und Beijings Zielen dienlich sein.
- Die Zerrissenheit Europas und der NATO Mitglieder wird für das bloße Auge Sichtbar.
- Alternative Energielieferanten für Europa werden durch ausbleibende Getreide Lieferungen destabilisiert.
- Energiearmut und drohende Flüchtlingsströme können Europa, besser gesagt die Mitgliedsstaaten der Europäische Union destabilisieren und die Europäische Union selbst vielleicht scheitern lassen.
Um so länger dieser Krieg andauert, um so größer wird die Gefahr, dass sich die drei genannten Punkte manifestieren und den Zusammenhalt des westlichen Bündnissystems auflösen. Deshalb ist es denke ich wichtig, dass der Krieg schnellstmöglich ein Ende findet, da die Zweit- und Drittrundeneffekte für einen großen Teil der Weltbevölkerung Katastrophale Auswirkungen haben werden.
Es ist Zeit für die Diplomatie, nicht um der Diplomatie willen, wie es sonst gerne von Westeuropäischen Staaten zelebriert wird, sondern der wie sie von Präsident Theodore Roosevelt beschrieben wurde: „speak softly and carry a big stick“. Doch sollten wir hierbei nicht die Worte von Prime Minister Churchill vergessen, der einst folgendes geäußert hat: „Vengeance is the most costly and dissipating of luxuries“
Energiepolitik: Vom Regen in die Traufe
Es ist frustrierend. Die angestrebte Energiepolitik der EU und Deutschlands ist auf verschiedenen Ebenen höchst problematisch. Fangen wir einfach mal bei der Deutschen Kommunikationsmethodik an und arbeiten uns über die Herkunft der benötigten Materialien und weiteren Vorleistungen für die Erneuerbaren hin zu der reinen Verfügbarkeit der benötigten Metalle.
Die „Friedensenergie“ wie sie jetzt genannt wird, hat nichts aber auch gar nichts mit Frieden zu tun. Schon allein diese Titulierung ist eine üble Kommunikationsmethodik. Wer dagegen spricht kann sofort Mundtot gemacht werden, in dem man ihm in diesem Fall sofort vorwerfen kann, dass der Kritisierende gar keinen Frieden will und damit ein Kriegstreiber sein muss. Solche Formulierungen werden immer gewählt, wenn der Inhalt nur schwer zu verteidigen ist und deshalb keinerlei inhaltliche Diskussion aufkommen darf.
Der nicht friedliche Kampf um die benötigten Rohstoffe ist in Afrika in vollem Gange und wird sich auf dem Globus noch weiter ausbreiten. Auch die Erneuerbaren Energien benötigen Rohstoffe, nicht nur Öl und Gas, sondern eine ganze Menge anderer Elemente, die nicht unendlich vorhanden sind. Hier ist die Lage der Mineral-Lagerstätten noch auf bedeutend weniger Länder konzentriert, als bei den Fossilen Energieträgern, was zukünftig wesentlich ausgeprägtere Konflikte verspricht, als die, die bisher um Öl und Gas geführt wurden.
Es wird wahrscheinlich erneut, aus was für Gründen auch immer, ignoriert woher die Rohstoffe und daraus produzierte Materialien, wie auch die weiteren Vorleistungen kommen.
[…]Currently, some 85% of the industry’s components are, however, coming from China, he said.
“The energy independence is supported by a supply-chain dependency policy. This a huge risk.”
Blanco was not only referring to rare earths, but said “normal things” such as metallic shafts in turbines, 95% of which are sourced in China.[…] – Quelle: RECHARGE
85% der Vorleistungen, für die in Europa zusammengesetzten Windmühlen kommen aus China. Auch bei den Solarmodulen sieht es nicht besser aus. Die von China bezogenen Vorleistungen sind besonders Energie- und oder Arbeitsintensiv, weswegen sie dorthin ausgelagert wurden. China bietet nicht nur günstige Energie, sondern in Xinjiang auch sehr günstige „Arbeiter“. Viele Berichte / Recherchen deuten daraufhin, dass die dort in den Konzentrationslagern internierten Uighuren als Zwangsarbeiter in der dort angesiedelten Industrie eingesetzt werden.
Ein sehr interessanter Bericht und im Appendix Fussnote 17 findet man die ein oder andere Deutsche Unternehmung die aus Xinjiang Vorleistungen bezieht: ASPI – ‘Re-education’, forced labour and surveillance beyond Xinjiang. – https://ad-aspi.s3.ap-southeast-2.amazonaws.com/2021-10/Uyghurs%20for%20sale%2020OCT21.pdf?VersionId=zlRFV8AtLg1ITtRpzBm7ZcfnHKm6Z0Ys
Der Green New Deal ist halt auf Chinas ökonomische und gesellschaftliche Gegebenheiten angewiesen, so wie es der Siemens Chef erst vor kurzem gesagt hatte: „Siemens CEO Roland Busch added his voice last week, telling the Süddeutsche Zeitung that China deserved respect and that banning the import of products from the Xinjiang region would endanger Germany’s green transition.“ – Quelle: GMFUS.ORG
Ich denke, dass das mehr als nur problematisch ist und eine Dunkelrote Flagge im Bereich der Menschenrechte darstellt, die USA bezeichnen die Geschehnisse dort als Genozid. Zu diesem Befund ist auch das Uyghur Tribunal gekommen, welches sich aus hochrangigen Juristen zusammensetzt, zu denen unteranderem Sir Geoffrey zählt.
Sir Geoffrey is Chair of the Tribunal; has been a barrister since 1971, and served as a part time judge in England between 1984 and 2018. Between 1998 and 2006 he led the prosecution of Slobodan Milošević, former President of Serbia, at the UN’s International Criminal Tribunal for the former Yugoslavia. He was Gresham College Professor of law from 2012-16 and was Chair of the China Tribunal.
Quelle: Uyghur Tribunal – https://uyghurtribunal.com/who-we-are/
Damit ist es nicht unwahrscheinlich, dass der noch verbliebenden Deutschen Reputation enormen Schaden zugefügt wird, sollte dieser Weg weiter gegangen werden. Die Wertschöpfungskette ist wahrscheinlich aufs engste mit den Konzentrationslagern Chinas verzahnt.
Aus der Perspektive der Versorgungssicherheit sieht es auch nicht besser aus. Die starke Abhängigkeit von Russland soll mit einer fast vollkommenen von China ersetzt werden. Das ist ein Widerspruch in sich. Auf der einen Seite erkennen die europäischen Politiker an, dass Russland und China beim zerstören der Internationalen Ordnung aufs engste zusammenarbeiten und auf der anderen Seite fällt ihnen nichts besseres ein als die Energieabhängigkeit von Russland auf China zu verschieben. Ein wahrer Schildbürgerstreich.
Doch nicht nur die Herkunft und der Weg der Wertschöpfungskette sind mehr als nur Problematisch und konterkarieren alle in den vergangenen Wochen getätigten aussagen deutscher und europäischer Politiker, auch die allgemeine Verfügbarkeit von den benötigten Rohstoffen hat seine Grenzen, die wahrscheinlich nicht mit der anvisierten Nachfrage mithalten kann.
Während die Erneuerbaren global immer weiter vorangetrieben wurden, wurde gleichzeitig die benötigte Ausweitung der Förderung der benötigten Elemente durch Regulierungen, NGO´s, etc. behindert. Dadurch wurde in den vergangenen 10 Jahren viel zu wenig im Bergbausektor investiert, was zusätzlichen Preisdruck auslöst, da so die Knappheit der Rohstoffe zugenommen hat. Dieser Preisdruck wird durch die abnehmende Qualität der bisher erschlossenen Lagerstätten noch verstärkt. Es existiert bei vielen Metallen ein strukturelles Defizit zwischen Angebot und Nachfrage, welches nicht in den anvisierten Zeiträumen überwunden werden kann. Die Erschließung neuer Erzlagerstätten benötigt oft mehr als 10 Jahre. Darüber hinaus könnte man auf den Gedanken kommen, dass bisher keinerlei Machbarkeitsstudien für die eingeschlagene Strategie durchgeführt worden sind. Im nachfolgenden Bericht aus dem Jahr 2018 ist man zu der folgenden Erkenntnis gelangt:
The current global supply of several critical metals is insufficient to transition to a renewable energy system. Calculations for the Netherlands show that additional wind turbines and PV panels already require a significant share of the annual global production of some critical metals. Looking at the global scale, scenarios in line with the Paris agreement goals require the global production of some metals to grow at least 12-fold towards 2050, compared to today’s output. Specifically, the demand for neodymium, terbium, indium, dysprosium, and praseodymium stand out. This calculation does not include the demand for these specific metals in other applications, …
Quelle: METAL DEMAND FOR RENEWABLE ELECTRICITY GENERATION IN THE NETHERLANDS
Navigating a complex supply chain – https://www.copper8.com/wp-content/uploads/2018/12/Metal-Demand-for-renewable-electricity-generation-in-the-Netherlands.pdf
In der Arbeit MINES, MINERALS, AND “GREEN” ENERGY: A REALITY CHECK von Mark P. Mills findet sich folgendes, was einem vielleicht hilft die Dimensionen der zu erwartenden Nachfrage besser zu verstehen:
Building wind turbines and solar panels to generate electricity, as well as batteries to fuel electric vehicles, requires, on average, more than 10 times the quantity of materials, compared with building machines using hydrocarbons to deliver the same amount of energy to society.
A single electric car contains more cobalt than 1,000 smartphone batteries; the blades on a single wind turbine have more plastic than 5 million smartphones; and a solar array that can power one data center uses more glass than 50 million phones.
Replacing hydrocarbons with green machines under current plans—never mind aspirations for far greater expansion—will vastly increase the mining of various critical minerals around the world. For example, a single electric car battery weighing 1,000 pounds requires extracting and processing some 500,000 pounds of materials. Averaged over a battery’s life, each mile of driving an electric car “consumes” five pounds of earth. Using an internal combustion engine consumes about 0.2 pounds of liquids per mile.
Oil, natural gas, and coal are needed to produce the concrete, steel, plastics, and purified minerals used to build green machines. The energy equivalent of 100 barrels of oil is used in the processes to fabricate a single battery that can store the equivalent of one barrel of oil.
By 2050, with current plans, the quantity of worn-out solar panels—much of it nonrecyclable—will constitute double the tonnage of all today’s global plastic waste, along with over 3 million tons per year of unrecyclable plastics from worn-out wind turbine blades. By 2030, more than 10 million tons per year of batteries will become garbage. […]
For example, replacing the energy output from a single 100-MW natural gas-fired turbine, itself about the size of a residential house (producing enough electricity for 75,000 homes), requires at least 20 wind turbines, each one about the size of the Washington Monument, occupying some 10 square miles of land.4 […]Building those wind machines consumes enormous quantities of conventional materials, including concrete, steel, and fiberglass, along with less common materials, including “rare earth” elements such as dysprosium. A World Bank study noted what every mining engineer knows: “[T]echnologies assumed to populate the clean energy shift … are in fact significantly more material intensive in their composition than current traditional fossil-fuel-based energy supply systems.”5
Quelle: MINES, MINERALS, AND “GREEN” ENERGY: A REALITY CHECK von Mark P. Mills – https://media4.manhattan-institute.org/sites/default/files/mines-minerals-green-energy-reality-checkMM.pdf
All forms of green energy require roughly comparable quantities of materials in order to build machines that capture nature’s flows: sun, wind, and water. Wind farms come close to matching hydro dams in material consumption, and solar farms outstrip both. In all three cases, the largest share of the tonnage is found in conventional materials like concrete, steel, and glass. Compared with a natural gas power plant, all three require at least 10 times as many total tons mined, moved, and converted into machines to deliver the same quantity of energy (Figure 1). […]
If episodic sources of energy (wind and solar) are to be used to supply power 24/7, even greater quantities of materials will be required. One needs to build additional machines, roughly two to three times as many, in order to produce and store energy when the sun and wind are available, for use at times when they are not. Then there are the additional materials required to build electricity storage. For context, a utility-scale storage system sufficient for the above-noted 100-MW wind farm would entail using at least 10,000 tons of Tesla-class batteries. […]
Aufgrund dieser Gegebenheiten ist der Grüne Traum, so wie er aktuell geträumt wird, nicht umsetzbar. Der Green New Deal ist wahrscheinlich deshalb vorerst zum scheitern verurteilt.
Da auch bei den Fossilen Energieträgern politische Entscheidungen aus der Vergangenheit das Angebot gemindert haben, wird kurz- bis mittelfristig nichts anderes helfen als folgendem Motto weltweit zu folgen: Dig, Drill … whatever it takes!
Hierfür müssen die richtigen Weichen gestellt werden, was zuerst in den Händen der verantwortlichen Entscheidungsträger der Politik liegt. Dabei muss den Entscheidungsträgern der Energie- und Bergbauunternehmen letztendlich die Sicherheit geboten werden, dass sich ihre Investitionen auch auszahlen können und nicht kurzfristig erneut umgeschwenkt wird oder durch Lawfare torpediert wird.
Europa sitzt auf sehr großen Gasreserven die auch genutzt werden sollten, da Gas noch lange Zeit ein wichtiger Bestandteil des Energiemix sein wird und in anderen Bereichen jenseits der Energiegewinnung Verwendung findet. Nicht nur die Nordsee ist hierbei von Interesse, sondern auch das Mittelmeer (bekannte Lagerstätten befinden sich in den Exclusive Economic Zones der folgenden Staaten: Griechenland, Zypern, Italien, Kroatien, Montenegro, Israel, Libanon, Algerien & Ägypten). Auch die Produktion in Groningen (Niederlande) sollte weiter geführt werden. In Groningen existiert ein Problem für die Anwohner. Sie werden für die Bergbauschäden an ihren Häusern nicht ausreichend oder gar nicht entschädigt, was ihren Widerstand gegen die Gasförderung verständlich macht. Jedoch zeigt es für das Problem direkt einen Lösungsweg auf: Die Anwohner müssen für die auftretenden Bergbauschäden ausreichend entschädigt werden. Hier muss nur der politische Wille bestehen, damit dem europäischen Energie Markt kurzfristig Erleichterung widerfahren kann.
Addendum II: Die Möglichkeit des weiterbetriebs der verbliebenen deutschen AKW´s sollte ernsthaft in Erwägung gezogen werden, da auch so die benötigten Gasmengen gemindert werden könnten.
Drohende Nahrungsmittelkrise
Die Welt ist ist in Unordnung geraten, die Internationale Ordnung liegt in Trümmern vor unseren Füßen. Das De-Coupling oder auch die Globalisierung a la Carte, wie sie Herr Harald Malmgren 2014 beschrieben hat, ist für das bloße Auge erkennbar. Durch den Krieg sind nun nicht nur die Lieferketten für Fossile Energien gehemmt, sondern insbesondere auch die für Nahrungsmittel.
Schon zuvor waren diese Lieferketten auf das äußerste gespannt, zum einen durch eine seit 20 Jahren fehlgeleitete Politik, die im Energiebereich wahrscheinlich vom Kreml manipuliert wurde und zum anderen durch die zur Pandemie Bekämpfung ergriffenen Maßnahmen. Während die ungehemmte Globalisierung die Resilienz der Gesellschaften durch eine Art Überoptimierung der Lieferketten und einer damit einhergehenden Monopolisierung unterminiert hat, waren die Maßnahmen zur Pandemie Bekämpfung der Auslöser der jetzt stattfindenden Polysynchronen Fehlerkaskade.
Die Gefahr, die aktuell besteht ist, dass aus kurzfristiger Politischer Opportunität heraus erneut falsche Schritte gegangen werden. Es wäre Fatal, da die Lage äußerst ernst ist. Die Ukraine ist einer der Brotkörbe der Welt. Aufgrund der jetzigen Unterbrechung kann nicht nur ein großer Teil der Ernte des vergangenen Jahres nicht exportiert werden, sondern auch die Pflanzsaison 2022 ist in Gefahr und damit die kommende Ernte.
Es besteht nun leider die Gefahr, dass NGOs und mit ihnen Assoziierte Parteien die Chance sehen, den Verzicht weiter als Allheilmittel zu predigen, ohne zu akzeptieren, wie prekär mittlerweile die Lage bei der Verfügbarkeit von Agrargütern ist.
Damit ist es aller höchste Zeit vorzusorgen, dass die Nahrungsmittellieferketten in Europa nicht unterbrochen werden. Die Versorgungssicherheit muss gegeben sein, wie auch geringe Preise. Die herrschende Inflation ist eine sehr große Belastung für die Bevölkerung, ob nun bei der Energie oder den Nahrungsmitteln, es ist egal, beides ist für die Stabilität der Gesellschaft unumgänglich.
Hierbei kommen nun die Afrikanischen Staaten in den Blickpunkt, da wahrscheinlich dort die Nahrungsmittelkrise am stärksten zuschlagen wird. Ägypten steuert im Moment auf eine Versorgungskrise zu, da sie den Großteil des benötigten Getreides aus der Ukraine und Russland beziehen. Es wäre für Europa äußerst schlecht, da Ägypten eine Art Gatekeeper Afrikas ist. Eine Destabilisierung des Landes wäre wahrscheinlich mit drastischen Folgen verbunden. Ägypten, insgesamt das östliche Mittelmeer, entwickelt sich seit Jahren zu einer Art Gastankstelle für Europa. Darüber hinaus ist es fraglich ob die europäischen Staaten mit einem Flüchtlingstsunami aus Afrika überhaupt zu recht kommen können, ohne selber ernsthaft destabilisiert zu werden. Die zur Verfügung stehenden Ressourcen sind nun mal begrenzt.
Es ist ein Globaler Sturm und Europa steht hier im Mittelpunkt. Deshalb ist es für die Politik höchste Zeit Maßnahmen zur Risikominderung zu ergreifen, die auf dem Verfügbaren aufbauen und nicht dem was vielleicht sein könnte. Keine Fancy Pläne die tausende Seiten füllen, jedoch zur akuten Problemlösung nichts beitragen.
Die oberste Priorität muss es sein die Energiesicherheit zu gewährleisten, denn damit geht gleichzeitig die Nahrungsmittelsicherheit einher. Europa hat mittelfristig das Potential sich selbst mit Energie (Gas) versorgen zu können, der Wille dazu muss jedoch gegeben sein. Kurzfristig müssen alle Kraftwerksarten weiter bestehen und deren Versorgung mit Treibstoffen sichergestellt werden. Woher diese bezogen werden können ist das Problem, welches kurzfristig gelöst werden muss. Es ist wahrscheinlich eine Problemlösung bei der man nicht unbedingt wissen will, wie diese Wurst hergestellt wird. Was die Landwirtschaft angeht, sollte „Farm to Fork“ sofort gestoppt werden, da die dort enthaltenen Maßnahmen / Regulierung aller Voraussicht nach zu einer starken Minderung des Landwirtschaftlichen Ertrages führen werden. Zusätzlich müssen sich die Europäischen Länder mit den Ländern der Anglosphäre zusammensetzen, da diese große Agrargüter Exporteure sind. Darüber hinaus sollte öffentlich diskutiert werden, ob es denn wirklich gut sein kann, wenn man weiter auf Grüne Technologien setzt, deren Lieferketten zu fast 100% von der Kommunistischen Partei Chinas abhängig sind. Es wäre unklug sich von Russland Energietechnisch zu trennen, um anschließend zu fast 100% von China abhängig zu sein, nur weil es einem kurzfristigen Jubel der eigenen Klientel einbringt.
Inflation = Knappheit
Deflation = Überfluss
Wähler mögen mittel- bis langfristig keine Knappheit!
Addendum:
Hello Darkness my old Friend – Die Zweiteilung der Welt
Die Zweiteilung der Welt ist mittlerweile für das bloße Auge des ungeübten Beobachters klar erkennbar. Der Ritt ist heiß und keiner, egal auf welcher Seite und an welcher Stelle er steht, weiß wie diese hoch komplexe dynamische Lage sich weiter entwickeln wird. Es geht um mehr als nur die Ukraine, der Helsinki Vertrag von 1975 ist nicht mehr relevant und die Globale Sicherheitsarchitektur nicht mehr gültig. Seit der Unterzeichnung und der Übereinkunft über die Spielregeln hat sich die Technik gravierend verändert. Laut Frau Dr. Pippa Malmgren ist es höchste Zeit über einen Helsinki 2.0 Vertrag zu verhandeln und so die neue Globale Sicherheitsarchitektur neu zu definieren. Hierbei geht es nicht darum Waffensysteme zu verbieten, sondern darum sie alle offen auf den Tisch zu legen und der anderen Seite diese zu präsentieren, so dass Klarheit darüber herrscht was in den Arsenalen der einzelnen Mächte schlummert. Auch die Regeln des Spiels sollten und müssen neu definiert werden, sodass eine ungewollte Eskalation vermieden werden kann.
Klarheit sollte auch darüber herrschen wer auf welcher Seite steht. Denn so wie es scheint wusste China schon wesentlich früher bescheid als der Rest. Darauf deuten verschiedene Handlungen hin. Zwei die in einander greifen sind folgende:
- China hat schon im Jahr 2021 ihre Lieferverträge für Getreide von Russland dahingehend umgeändert, dass sie von dem Moment für die Ladung verantwortlich sind, sobald das Getreide auf das entsprechende Schiff verladen wurde.
- Sie haben mehr als 50% der weltweiten Getreide Vorräte gehortet.
Es sollte damit jedem bewusst sein, dass Moskau, Beijing, Teheran, (Ankara?) und Belgrad zusammenarbeiten als Anti-Amerikanischer Zirkel (wording by @Ektrit) und damit gegen die Anglosphäre arbeiten. Zu dieser Anglosphäre gehört wahrscheinlich weiterhin Europa. Ein Europa welches sich vielleicht zurück zur Wirtschaftsgemeinschaft degradiert und erneut vom Hegemon im Kleinen gemanagt werden muss.
Hello Darkness my old Friend – Die Zweiteilung ist eingetreten und die 2. 3. und gar 4. Rundeneffekte sind nicht abzuschätzen. Was man jedoch sagen kann, dass nun auch in den Köpfen der Entscheidungsträger diese Entwicklung der vergangenen 10 Jahre angekommen ist. Die Welt ist damit eine andere und der Traum vom Ende der Geschichte hat sein Ende gefunden, er war schön, doch leider war er nur eine Halluzination. Jedoch ist es jetzt nicht die Zeit den Kopf hängen zu lassen, sondern ganz im Gegenteil. Es muss vieles neu aufgebaut werden, die Lieferketten werden sich endgültig voneinander trennen, das muss per se langfristig nichts negatives bedeuten, vielleicht sogar das Gegenteil. Es sollte einen nicht wundern wenn der seit Jahrzehnten vorherrschende Trend (Start ca. 80er Jahre), dass das Kapital mehr profitiert als der Arbeiter, langfristig dreht.
Ausblick 2022
Das Jahr 2021 liegt hinter uns, das neue Jahr hat gerade begonnen. Zeit für einen kurz gefassten Ausblick auf das Jahr 2022.
Lieferketten
- weitere Verschlechterung der Beziehungen zwischen China und der westl. Welt, da die KPCh das sogenannte De-Coupling vorantreibt
- dadurch anhaltender Zusammenbruch der Lieferketten
- steigende Inputpreise bei den Unternehmen, welche natürlich an den Konsumenten weitergereicht werden müssen; Umsatz minus Kosten gleich Gewinn!
- weiter anhaltende Knappheit / Engpässe / nicht Verfügbarkeit bei wichtigen Metallen (Aluminium, Magnesium, Zink, Cobalt, Lithium, etc.)
- weiterhin erhöhte Energiepreise /-knappheit
- dadurch steigenden Düngemittelpreise /-knappheit
- damit weiter steigende Nahrungsmittelpreise /-knappheit
- was zu höheren Lohnforderungen führt
- was zu allgemein steigenden Preisen führt
- und damit zu einer weiter anhaltende Inflation (Knappheit) => Nachfrage Zerstörung trifft auf Aufbau neuer Kapazitäten => führt zu Stagflation welche wahrscheinlich im 2.HJ 2022 in manchen Sektoren einsetzen wird
- Infolge der Inflation kann es in Europa zu Preiskontrollen kommen. Auch in den USA besteht dieses Risiko. Es würde langfristig zu einer Verschärfung der Inflation führen, da die Angebotsseite nach und nach ihre Tätigkeit einstellen muss, womit natürlich die Knappheit gefördert wird. Umsatz minus Kosten gleich Gewinn!
- Rückführung, Ausbau bzw. weitere Integration in die Wertschöpfungsketten der G6 in folgenden Ländern ex G6: Baltische Staaten, Polen, Rumänien, Griechenland, Israel, Saudi Arabien, Vereinigte Arabische Emirate, Indien, Marokko und Ägypten (India’s Arabian-Mediterranean Corridor to Europe & Africa-to-Europe commercial corridors; Prof. Michaël Tanchum); damit fortschreiten der Globalisierung a la Carte (Harald Malmgren)
Konflikte
- Moskau wird den Druck auf Europa via Montenegro und Bosnien Herzegowina erhöhen, mit dem Ziel die EU und NATO weiter zu destabilisieren, um so die beanspruchte Einflusszone bis an die Oder-Neiße Grenze realisieren zu können. Für die ehemaligen Staaten des Warschauer-Pakts ist diese Entwicklung eine Existenzielle Bedrohung, weshalb es auch um das Überleben der EU und der europäischen Sicherheitsstruktur im Allgemeinen geht. Ein Umstand der in Berlin, Paris, Brüssel leider auf taube Ohren trifft und die Regierung Biden überfordert. Auch dürfen die Russischen Aktivitäten in Afrika nicht übersehen werden.
- Konflikte in Afrika werden wahrscheinlich aufgrund der Rohstoffjagd und dem Rangeln um den Marktzugang zunehmen. Hier treffen die Interessen vieler Staaten aufeinander. Dazu zählen unteranderem USA, Russland, China, Türkei, Frankreich, Großbritannien, Italien, Vereinigte Arabische Emirate, Saudi Arabien, Israel, Indien und Japan.
- Neben dem Konflikt um Europa und die Afrikanischen Ressourcen brodelt es zwischen China und seinen Nachbarstaaten. Die tibetanische Hochebene ist Die Wasserversorgungquelle für ca. 60% der Menschheit. Wer die Hochebene dominiert, der hat die Kontrolle über die Wasserversorgung von China, Pakistan, Indien, Myanmar, Thailand, Laos & Kambodscha. Weshalb ein Konflikt zwischen Indien und China möglich ist. Ob Beijing wiederum einen Konflikt mit Taiwan vom Zaun brechen wird ist ungewiss. Ein militärischer Konflikt ist nicht unmöglich aber äußerst unwahrscheinlich aufgrund der geographischen Lage Taiwans.
- Im Allgemeinen wird das Ringen um die Globale Dominanz zwischen den USA und der Chinesisch-Russischen Arbeitsgruppe (DragonBear, Velina Tchakarova) wahrscheinlich zu vielen Stellvertreter-Konflikten in 2022 und darüber hinaus führen.
- Ein in der westlichen Öffentlichkeit übersehener Konflikt ist der sich verschärfender Machtkampf innerhalb der KPCh, Clan Xi vs. Clan Deng, Xi vs. Eliten von Guangdong & Shanghai – Hinweise darauf findet man in den Parteizeitungen (z.B. wer wird wie oft genannt). Das Jahr 2022 könnte ein recht spannendes Jahr für China und insbesondere Xi Jinping werden.
- Durch die anhaltenden Spannungen und Konflikte ist weiterhin eine gute Auftragslage im Rüstungssektor zu erwarten.
USA
- der weltweite Trend der Zinsanhebungen wird fortbestehen und wahrscheinlich auch die USA ergreifen. Wie stark die Zinsen angehoben werden ist vom Kongress abhängig. Da in den USA 2022 Wahlkampf herrscht, ist jedoch vorerst mit keiner allzu starken Anhebung zu rechnen.
- Weil die Demokraten die von der Regierung Trump geerbte Aktienblase weiter geführt haben, kann man erwarten, dass diese bis zu den Kongress- und Senatswahlen im November 2022 weiter geführt wird. Das bedeutet nicht automatisch, dass es in den Quartalen zuvor nicht zu einer erhöhten Volatilität kommen kann, jedoch sollte der aktuelle Aufwärtstrend anhalten. Die Demokraten werden sicherlich versuchen Teile des BBB Gesetzes zu verabschieden. Dafür benötigt es Druck auf die Senatoren und das bedeutet oft zeitlich begrenzt fallende Kurse.
- Aufgrund der Census Veränderungen, dem Abrutschen der Demokraten in das Radikal Progressive und dem miserablen Agieren der Regierung Biden kann man davon ausgehen, dass die Republikaner Kongress und Senat zurückerobern werden.
- In Folge des Wahlkampfes werden die Big-Techs wahrscheinlich zum Ziel von Angriffen. GOP wird wahrscheinlich über den Vektor Meinungsfreiheit angreifen und die Demokraten via Kartellrecht. Auch die Beziehungen zwischen den Big-Techs und der KPCh sollten dann ein Thema sein. Diese Entwicklung wird sich wahrscheinlich nach den Midterms verschärfen und zu Kongress Anhörungen führen.
Die im vergangenen Jahr veröffentlichten Investment Thesen haben weiterhin ihre Gültigkeit. Soweit mit dem Kurzausblick.
p.s.: Das Thema Wuhan Virus / COVID wird wahrscheinlich 2022 in den Hintergrund treten, darauf deutet ein sich veränderndes Wording hin.
In diesem Sinne ein frohes neues & erfolgreiches Jahr 2022.
Mythbusting NATO Osterweiterung
Seit 2014 stellt sich Russland offiziell als Opfer der NATO dar. Dabei ist Moskau stehts darauf bedacht die NATO als Aggressor darzustellen und die eigenen Kriegerischen Handlungen gegenüber ihren Nachbarstaaten als reine Verteidigungsmaßnahmen zu framen. Ärgerlich dabei ist, dass diese Propaganda allzu oft geglaubt wird, was der Tatsache geschuldet ist, dass die damalige Wende äußerst rasant verlief. Ich denke, wenn man die Chronologie der damaligen Ereignisse einmal kurz darlegt, dann erkennt man sehr schnell, dass während der 2+4 Gespräche die NATO Osterweiterung nie ein Thema sein konnte.
Start von Glasnost und Perestroika unter Michail Gorbatschow, der von März 1985 – August 1991 Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Sowjetunion war. In Folge dieser Reform Bemühungen kam es am 9. November 1989 zum Fall der Berliner Mauer. Mit den darauf folgenden Vereinigungsbemühungen standen auch die deutschen Fragen im Raum und so kam es zu dem 2+4 Vertrag, in dem die deutschen Fragen geregelt wurden. Der 2+4 Vertrag wurde 1990 verhandelt, am 12. September 1990 unterzeichnet und trat am 15. März 1991 in Kraft. Warum war hier die NATO Osterweiterung nie ein Thema? Das hatte einen ganz einfachen Grund. Zu diesem Zeitpunkt hat die Sowjetunion noch existiert, wie auch der Warschauer Pakt. Den beteiligten Politikern hat sich diese Frage damit nie gestellt, weil sie wahrscheinlich jenseits ihrer Vorstellungskraft lag, zumindest als unwahrscheinlich abgetan wurde, so dass in den offiziellen Gesprächen nie die Osterweiterung der NATO thematisiert wurde. Die Sowjetunion endete erst am 26. Dezember 1991, der Warschauer Pakt zuvor am 1. Juli 1991, jedoch erst nach den 2+4 Verhandlungen.
Die Geschichte um die gebrochenen Versprechen ist zwar ein recht zentraler Bestandteil der Russischen Post-Sowjet Identität, doch hat sie keinen höheren Wahrheitsgehalt, als die Dolchstoßlegende nach dem Ersten Weltkrieg.
Auch die zur Begründung der Krim Annektion und dem Krieg in der Ostukraine mit angeblichen NATO Aggressionen ist Humbug. Die „großen“ Bündnis Manöver haben erst nach 2014 angefangen nicht zuvor. Auch die Stellung von NATO Truppen in den baltischen Ländern fand erst nach 2014 statt. Deren Umfang ist minimalst und es ist lächerlich, wenn Moskau behauptet, dass sie sich durch 5000 Mann NATO Truppen bedroht fühlen. Selbst die „großen“ Manöver wie Defender Europe 2020 (ca. 37000 Soldaten, 2021 ca. 30000) können von ihrer Dimension niemals als eine realistische Bedrohung Russlands angesehen werden. Die Russische Armee verfügt über eine Truppenstärke von Nahezu 1 Millionen Soldaten plus 2,5 Millionen Reservisten.
Active Measures – Liebes Grüße aus Moskau
Seit einigen Wochen konzentriert Moskau mehr und mehr Truppen und Material an der Grenze zur Ukraine und auf der Krim Halbinsel. Hierbei handelt es sich um ein Ausmaß an Truppenbewegungen, die solch hohe Kosten verursachen, als dass sie mit einer Großübung erklärt werden könnten. Das Russische Eisenbahnnetz ist zu einer für die Agrarwirtschaft wichtigen Zeit vom Militär ausgelastet, was zu Kosten im Agrarsektor führt. Die normale Zeit für Zapad 2021 wäre der Herbst, nicht das Frühjahr. Auch kann seit Januar diesen Jahres eine Zunahme von Verstößen gegen das Waffenstillstandsabkommen Minsk II innerhalb der Gebiete Luhansk und Donetsk beobachtet werden. Dazu läuft auf den Russischen Staatssendern seit Tagen die Propagandamaschine auf Hochtouren bei denen das Handeln Russlands als Verteidigung der Heimat dargestellt wird und absurde Behauptungen aufgestellt werden wie zum Beispiel: Ukraine und NATO planen einen gemeinsamen Angriff auf Luhansk und Donetsk. Der Ton in den Russischen Medien wird Schriller aber nicht nur das.
Heute Nachmittag bekam ich mit, dass Kameraden schwindlige Briefe, ohne Absender, zugesendet bekommen, deren Inhalt an Aktive Maßnahmen des KGB / GRU erinnern. Anscheinend ist der Zweck der Maßnahme die Demoralisierung. Zusätzlich dazu hat auch die Russische Troll Armee auf Twitter und wahrscheinlich auch anderen Sozialen-Plattformen ihre Aktivität deutlich erhöht. Hier werden Fake News, Tatsachenverdrehungen verbreitet, kurzum es handelt sich um Maßnahmen der Politische Kriegsführung, Memetic Warfare, usw.. Ziel ist es den Westen als Aggressor darzustellen, um zum einen die Deutungshoheit über kommende Ereignisse sicher zu stellen und zum anderen innerhalb der Ziel-Bevölkerung Unsicherheit plus Zwietracht zu sähen.
Update Desinformationskampagne:

Insgesamt erinnert mich die Lage an das Jahr 2014 vor der Annexion der Krim und der Besetzung von Luhansk und Donetsk durch Russland. Auch damals kam es im Vorfeld zu Aktiven Maßnahmen gegenüber Kameraden und zum Einsatz der gut geölten Propaganda Maschine gegenüber der Bevölkerung. Der Hybride Krieg gegen seine Nachbarn gewinnt erneut an Schärfe.
Wer sich für die Methodik der Psychologischen Kriegsführung des GRU interessiert, der wird in dem Aquarium Leaks genannten Dokument fündig.
Mögliche Auslieferung stellt das Maduro Regime vor große Probleme
Der im vergangenen Jahr auf den Kapverdischen Inseln festgenommene kolumbianische Staatsbürger Alex Saab, wird wahrscheinlich an die USA ausgeliefert. Diese Möglichkeit stellt das Venezolanische Regime vor ein sehr großes Problem, da Alex Saab das Finanzgenie des Maduro Kartells ist. Wenn er ausgeliefert wird, dann ist es äußerst wahrscheinlich, dass Herr Saab die Offshore Struktur, mit der die Finanzen des Kartells verschleiert werden, offenlegt, um so seine potentielle Strafe abzumildern. Das wäre ein äußerst schwerer Schlag gegen das Kartell und könnte sogar zum Sturz des Regimes führen. Damit würde Russland eines seiner wichtigsten Werkzeuge auf der Internationalen Bühne beraubt und die Russischen Handlungsoptionen in Südamerika wären zukünftig stark eingeschränkt.
Diese Entwicklung ist äußerst positiv, da Venezuela infolge der Sozialistischen Ausrichtung in ein Armenhaus verwandelt wurde, welches durch die kriminellen Machenschaften des Regimes ausgeplündert wurde und wird. Hier ist es interessant zu erwähnen, dass das Regime nicht nur durch Russland und Kuba Unterstützung erfährt, sondern noch durch drei weitere. Alle fünf Staaten sind dadurch verbunden, dass sie keinerlei Interesse daran haben, dass in Venezuela und der Region Stabilität herrscht. Die drei Staaten neben Russland und Kuba sind China, Iran und die Türkei (Quelle: CSIS: The Fabulous Five: How Foreign Actors Prop up the Maduro Regime in Venezuela). Es sind Staaten die keinerlei Interesse an der Internationalen Ordnung haben, sondern im potentiellen Chaos Chancen sehen.
Interessanter Twitter Thread zur möglichen Auslieferung von Alex Saab:
Russlands Interessen
Das Interesse des Russischen Staates wird durch seine Geschichte geprägt, nicht durch das Politische System. In der langen Geschichte Russlands wurde das Land von allen Seiten durch Invasoren bedroht und erobert. Perser, Mongolen, Schweden, Frankreich und schlussendlich das Dritte Reich versuchten Russland zu erobern und waren dabei zeitlich begrenzt mal mehr, mal minder erfolgreich. Diese Geschichte aus allen Himmelsrichtungen einer Bedrohung ausgeliefert zu sein prägt das Interesse und damit die Außenpolitik Russlands. Sei es nun unter den Zaren, den Soviets oder nun unter dem System Putin, die Geographische Lage Russlands prägt das Verhalten Moskaus gegenüber seinen Nachbarn und darüber hinaus. Es ist die Angst vor einer Umzingelung und die damit verbundene Gefahr einer Invasion die das Verhalten Moskaus bestimmen. Das Ziel der Russischen Außenpolitik ist es eine Umzingelung zu vermeiden und sich damit Optionen offenzuhalten.
Lage Russlands
- in der Geschichte von allen Seiten Bedroht und einer möglichen Umzingelung ausgeliefert
- es stehen nur begrenzte Mittel zur Verfügung, deren Umfang direkt vom Energiepreis abhängig ist
- traditionelle Landmacht, da sie das Zentrum des von Sir Halford Mackinder definierten Heartlands darstellen
Zur Verfügung stehende Mittel mit deren Hilfe die Peripherie und weitere Gebiete beeinflusst werden können sind:
- Energielieferungen oder Investitionen im Energiebereich
- Rüstungsexporte
- Getreide Exporte
- fähige Geheimdienste
- Diplomatie
- Söldner (Wagner Gruppe)
- Militär
Das Ziel Russlands ist es wie oben schon festgestellt eine Umzingelung und damit die Gefahr einer Invasion zu verhindern. Um dieses Ziel zu erreichen muss Russland:
- seinen Einfluss auf die Peripherie nicht nur behalten, sondern ausbauen, um so eine Pufferzone zu schaffen. Nicht nur in Zentralasien, sondern auch bei den Skandinavischen Ländern, dem Baltikum, Zentral- und Osteuropas. Insbesondere die Staaten des Baltikums, Zentral- und Osteuropas genießen besonderes Interesse. Auch wenn sie vielleicht nicht erneut direkt an Moskau gebunden werden können, wäre es für Russland schon ein Erfolg, wenn sie aufgrund von wachsenden Druck sich von der NATO und der EU Distanzieren müssten.
- an strategischen Punkten entlang bedeutender Handelsrouten und Märkten seinen Einfluss sichern (Krim, Syrien, Libyen, Zentralafrikanische Republik, Sudan, etc.) um so auf der Internationaler Bühne ein Mitspracherecht einfordern zu können und der Umzingelung zu entgehen.
Aufgrund der realen Gefahr einer Umzingelung und der damit verbundenen Gefahr einer Invasion ist die Arbeitsgemeinschaft mit China voraussichtlich zeitlich begrenzt. Schon allein, weil China Ansprüche auf Sibirien erhebt. Beide Staaten arbeiten in manchen Bereichen zusammen und in anderen nicht. Ein Bereich der von beiden angegriffen wird ist die bestehende Internationale Ordnung, mit dem Ziel die Welt für Autokraten sicherer zu machen. Wohingegen beide Staaten in Afrika und Zentralasien in Konkurrenz stehen.
Um seinen Zielen näher zu kommen unternimmt Russland mit seinen zur Verfügung stehenden Mitteln (1-7) unteranderem folgendes:
- Zersetzung der Internationalen Ordnung
- sähen von Chaos durch Cyber Angriffe, Politische Kriegsführung, Stellvertreter Kriege, etc. (führt regelmäßig zu steigenden Energie Preisen, was natürlich die zur Verfügung stehenden Ressourcen mehrt. Aktuell unteranderem Kaukasus, Libyen, Syrien und rund um Bab al-Mandab). Einfach gesagt: die praktische Anwendung der Gerasimov Doktrin. Es ist günstiger Chaos zu sähen, als Ordnung zu schaffen.
- das besetzen von strategisch wichtigen Punkten
- Unterstützung von Verbündeten
Der Russischen Regierung wird es außerordentlich bewusst sein, dass die wahre Gefahr für das Vaterland nicht von Europa ausgeht, sondern von China. Deshalb wird es für Moskau wichtig sein in den kommenden Zehn Jahren ihrem Ziel in der westlichen Peripherie so nah wie nur möglich zu kommen, um dann im Gegenzug Europa und den USA in der Causa China zu helfen. Sie müssen also in einem zeitlich begrenzten Rahmen ihre eigene Position stärken, die des Westens schwächen, sodass dem Westen nichts anderes übrig bleibt als die Ziele Russlands in Bezug auf die entsprechenden Staaten Europas zu respektieren. Erst dann wird sich Moskau freiwillig der Eindämmung von der Volksrepublik Chinas anschließen.
Im Gegenzug muss der Westen unter Führung des Hegemons auf Zeit spielen um die Russische Strategie zu durchkreuzen. Dazu müssen a) zwei der wichtigsten Russischen Werkzeuge Iran und Venezuela neutralisiert werden, b) Investitionen und Sicherheit dem Baltikum, Zentral- & Osteuropa, Mittleren Osten und Afrika zukommen lassen und c) das sogenannte Rimland (Prof. Nicholas J. Spykman) gehalten werden. Es sind Dinge die nur mit der festen Führung durch die USA erreicht werden können.